„Riesiges Potenzial für den Kaiserstuhl“
Endingen (jb). Bestens besucht war die Generalversammlung der Bürgerenergiegenossenschaft Kaiserstuhl (BEKA) am Montagabend im Endinger Bürgerhaus, der Wiege der Genossenschaft. Neben Berichten über die bereits laufenden Projekte drehte sich vieles um Strategie und die zukünftige Ausrichtung mit dem Ziel der Energiewende. Deutlich wurde auch: „Wir definieren Energie als Strom und Wärme“, was sich künftig im Portfolio der BEKA niederschlagen soll.
„Das Thema hat richtig Fahrt aufgenommen“, stellte Bürgermeister Tobias Metz in seinen Grußworten an die Mitglieder fest. Auch die Stadt Endingen stehe in regem Austausch mit der BEKA und befinde sich dort „in guten Gesprächen“.
Zunächst wurde Hans-Joachim Schwarz, BEKA-Mitglied und ehemaliger Endinger Bürgermeister, zum Versammlungsleiter gewählt. Als solcher konnte er feststellen, dass 102 Stimmberechtigungen vorlagen. 15 davon seien Stimmen von verhinderten Mitgliedern, die eine Vollmacht zur Stimmabgabe unterzeichnet hatten. Bei insgesamt 373 Mitgliedern sei dies ein außerordentlich guter Wert. Das bedeute: „Die Entschlüsse werden auch von zahlreichen Mitgliedern mitgetragen.“
Das Vorstandsteam der BEKA hat sich unterschiedlichen Aufgaben verschrieben. So trat Bernd Schmidt an, um über die technische Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr zu sprechen. „Es war ein erfreuliches, arbeitsgefülltes Jahr“, stellte Schmidt fest. So sei die PV-Anlage auf der Adolf-Gänshirt-Schule in Eichstetten bis auf wenige Restarbeiten fertiggestellt. Auch die PV-Anlage auf dem Rathaus in Riegel sei planmäßig im Januar gestartet worden. Seither müsse im Riegeler Rathaus nur noch 20 Prozent des bisherigen Stromverbrauchs aus dem Netz bezogen werden.
In Arbeit seien Überlegungen und Grundlagenforschung zum Betrieb von Agri-PV-Anlagen am Kaiserstuhl – also die doppelte Bewirtschaftung von Agrarflächen mit Photovoltaik-Modulen. In Gesprächen sei man auch bei verschiedenen Versuchen, ein Nahwärmenetz aufzubauen.
„Versuche, ein Nahwärmenetz aufzubauen“
Grundsätzlich gelte für den Kaiserstuhl: „Es gibt ein riesiges Potenzial. Es zu entwickeln braucht aber Zeit.“ Von den Bestandsanlagen habe lediglich die Anlage auf der Grundschule in Kiechlinsbergen ihr Soll knapp verfehlt. Alle anderen hätten das Soll erreicht oder übertroffen. Problematisch stellten sich aber die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien dar. So gebe es Pläne, eine Einspeisegebühr zu verlangen. „Das bedeutet, dass wir dafür zahlen müssen, dass wir die Klimawende voranbringen.“ Bei der
Regierung scheine sich der Trend abzuzeichnen: „Billiges Gas statt Erneuerbare – aber da muss man mich nicht mitmachen“, so Schmidt.
Über die Außenwirkung der BEKA, Öffentlichkeitsarbeit und Organisatorisches berichtete der zuständige Vorstand Jörg Dasow. Das Größenwachstum der Genossenschaft sei deutlich zu spüren. So hätten seit der letzten Mitgliederversammlung 98 neue Genossen Anteile zu je 100 Euro gezeichnet. Insgesamt seien damit 4.986 Anteile im Umlauf. Nach Endingen hätten sich Ortsgruppen in Riegel, Eichstetten, Bötzingen, Bahlingen und neuerdings auch Ihringen-Wasenweiler gegründet. Geplant sei auch eine Gruppe in Vogtsburg, um so den Kaiserstuhl praktisch zu „umrunden“.
„Kompetenzteams im Aufbau“
Neben den Ortsgruppen befänden sich auch „Kompetenzteams“ im Aufbau, die sich mit unterschiedlichsten Aspekten der klimaneutralen Energieerzeugung beschäftigten und so die Planungen erst ermöglichten. Auf Dauer strebe die Genossenschaft eine Mindestrendite von drei Prozent pro Jahr an. Auch grenzüberschreitende Projekte – wie etwa mit dem elsässischen Muttersholz in Form eines gemeinsamen PV-Projekts – seien in Arbeit.
Simone Schöpflin erläuterte die Arbeit des Aufsichtsrats im vergangenen Jahr. Als Erstes sei man drangegangen, die Ergebnisse des Brainstormings der Mitglieder auf der letzten Generalversammlung auszuwerten und Ziele zu definieren. Dabei habe sie die Zusammenarbeit mit dem damals neu gewählten Vorstand als „sehr positiv wahrgenommen“. Sie sei recht erstaunt gewesen, wie viel die Vorstände in kurzer Zeit bewegt hätten.
Tanja Kast, die Finanzexpertin im Vorstand, fasste den Jahresabschluss mit folgenden Worten zusammen: „Wir haben viel investiert, sind wirtschaftlich gewachsen und stehen trotzdem gut da.“ Aktuell liefen die Investitionen über Eigenkapital und seien völlig unabhängig von Banken. Mit der Größe der zukünftigen Projekte werde sich das jedoch ändern, stellte Kast in Aussicht. Alle bisherigen Anlagen seien doppelt mit Eigenkapital abgesichert. „Wir können auf das Ergebnis stolz sein, das wir geschaffen haben“, freute sich Tanja Kast.
„Strategie BEKA 2035“
Im nächsten Punkt hatten die Mitglieder über die Höhe der diesjährigen Ausschüttung zu befinden. Der Vorstand hatte vorgeschlagen, drei Prozent pro Anteil auszuschütten. Nach der Ausschüttung blieben noch 21.000 Euro als Bilanzgewinn für das nächste Jahr stehen. Auf die Frage, was die Ausschüttung denn koste, antwortete Kast kurz: „Meine Freizeit.“
Zum Ende der Versammlung stellten Susanne Schöpflin und Christoph Peters noch die „Strategie BEKA 2035“ vor. Demnach werde die Genossenschaft bis dahin Wärme und Strom produzieren und rund 6.000 Mitglieder haben, die im Durchschnitt 1.000 Euro eingebracht hätten. Peters zeigte sich sicher: „Das wäre ein starker Rückhalt für die Energiewende.“