Ab sofort kann man die Hochburg als virtuelles 3D-Modell erleben

Die Hochburg im Stadtteil Windenreute, ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus nah und fern, ist nach dem Heidelberger Schloss und der Burg Rötteln bei Lörrach die drittgrößte Burganlage in Baden. 1689 wurde sie zerstört. Seither stellen sich viele vor, wie die Ruine in ihrer Blütezeit wohl einmal ausgesehen hat. Dank modernster Technik können Burgliebhaber jetzt die imposante Festung als 3D-Modell live erleben.

Der Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg hat mit der Realisierung der Rekonstruktion anno 1620, in jenem Jahr, als die Burg ihre größte Ausdehnung hatte, einen langgehegten Traum verwirklicht. Bei der Feierstunde mit Vereinsmitgliedern, Sponsoren, Vertretern von Behörden und Freunden der Hochburg, wurde das 3D-Projekt vergangenen Donnerstag im Hochschloss der Ruine offiziell vorgestellt. Vereinsvorsitzender OB Stefan Schlatterer lobte das langjährige, aufopfernde Engagement des 1971 gegründeten Burgvereins um Wegbereiter und Motor Rolf Brinkmann, der durch die Freilegung der mit Schutt überzogenen Ruine die Ausmaße des historisch bedeutenden Kulturdenkmals sichtbar machte. Dank dieser Initiative sei aus der einst völlig zugewachsenen Ruine das heute weithin bekannte Touristen- und Naherholungsgebiet Hochburg entstanden, so der OB. Die Verdienste des Architekten und ehemaligen Leiters der ständigen Arbeitsgruppe Rolf Brinkmann, gehen aber noch weit über die Freilegung und detailgetreue Sanierung der Ruine hinaus. Der mittlerweile 93-Jährige, der auch heute noch bei jedem samstäglichen Einsatz einige Stunden mitarbeitet, hat mit seinen seit 1968 kontinuierlich vorgenommenen Bauaufnahmen, Grundrisszeichnungen und seinen intensiven Recherchen der Archivakten die Bauentwicklung der Burg dokumentiert und damit die wichtige Grundlage für die Rekonstruktion geschaffen. „Letztendlich resultierten aus dem Abgleich der vorhandenen Baubefunde und Beschreibungen sowie aus den Zeichnungen im historischen Generallandesarchiv Karlsruhe die ersten Rekonstruktionsversuche“, erklärte Vereinsgeschäftsführer Axel Brinkmann, der ebenso schon viele Jahre mit an Bord ist und die wichtige Arbeit seines Vaters unterstützt und weiterführt. Aus den rekonstruierten Grundrissen habe man so Stück für Stück die Burg wieder auferstehen lassen bis hin zur 3D-Zeichnung und zum 3D-Projekt, führte er aus. Die Idee dazu sei im Rahmen der Entwicklung der „Audio-Tour“ 2021 (digitaler Burgrundgang) in der Corona-Pandemie entstanden, als keine Burgbesuche möglich waren, so der Geschäftsführer. Ab sofort sei der Rundgang in drei Sprachen, neben Deutsch, auch auf Englisch und Französisch verfügbar. Somit könnte die spannende Geschichte der Hochburg via QR-Code auf neun Stationen nun ebenfalls von internationalen Gästen verfolgt werden.

Julian Hanschke, promovierter Bauingenieur aus Karlsruhe, bekannt durch seine Projekte am Heidelberger Schloss und der Burg in Hohentwiel, hat die digitale Rekonstruktion der Hochburg umgesetzt. Diese zeigt die mächtige und imposante Burganlage maßstabsgetreu zur Zeit ihrer größten Ausdehnung im Jahr 1620. Dank der aufwendigen Vorarbeit und Recherche von Rolf Brinkmann, des geistigen Urhebers der Rekonstruktion, musste Hanschke selbst nur zwei Mal nach Emmendingen anreisen. Bei seinen Aufenthalten habe er die Burg mit einem Laser-Scan-Verfahren per Drohne vermessen und so sei schließlich ein hochpräzises 3D-Modell entstanden, erklärte der Experte. „Auch die Innenräume der Burg kommen dabei gut zur Geltung“, stellte Hanschke seine Arbeitweise vor Ort den Gästen der Feierstunde vor. Der Kontakt zu Hanschke sei über den Ansprechpartner „Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“ (SSG), entstanden. „Nach der Klärung der Finanzierung konnte das Projekt gestartet werden“, so Axel Brinkmann. Die Kosten für die digitale Rekonstruktion lägen bei rund 30.000 Euro, die jeweils zu einem Drittel von Sponsoren (Volksbank Breisgau Nord, Autohaus Schmolck, Wehrle-Werk), der städtischen Bürgerstiftung sowie vom Verein übernommen worden wären, führte Brinkmann im ET-Gespräch aus. „Normalerweise käme solch ein Projekt viel teurer, doch durch die umfangreichen Vorarbeiten konnten die Kosten erheblich minimiert werden“, so Brinkmann. Mit der Rekonstruktion der Burg sei eine wichtige Grundlage geschaffen worden, auf der man weiter aufbauen könne. Das 3D-Modell kann unter sketchfab.com Stichwort „Hochburg“ heruntergeladen werden. Verschiedene Modelle sind abrufbar. Thomas Gaess