WZO

Ihringen: Jede Bahn zählt

Eine Gemeinde schwimmt um ihr Kaiserstuhlbad / Bürgerinnen und Bürger setzen ein Signal

Ihringen. Für viele Ihringerinnen und Ihringer ist es ein Ort voller Erinnerungen: Im Kaiserstuhlbad haben Generationen schwimmen gelernt, hier treffen sich Kinder, Familien, Sportgruppen und Gäste vom nahen Campingplatz. Doch das traditionsreiche Bad ist 63 Jahre alt und daher dringend sanierungsbedürftig. Am Sonntag setzten Bürgerinnen und Bürger beim Sponsorenschwimmen ein starkes Zeichen für den Erhalt.

Bereits eine Stunde nach Beginn um 11 Uhr waren rund 35 Teilnehmende angemeldet – spontan kamen schnell weitere dazu. „Obwohl wir erst seit einer Stunde hier sind, waren schon etwa 20 Leute im Wasser“, berichtet Tanja Hohwieler, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Bis Mittag hatten die Schwimmerinnen und Schwimmer bereits mehrere Hundert Bahnen zurückgelegt. Erwachsene schafften etwa 20 Bahnen in 10 Minuten, Kinder durchschnittlich rund zehn. Besonders viele Bahnen zogen die schnellen DLRG-Schwimmer: „Eine halbe Minute pro Bahn – das ist schon beachtlich“, sagt Hohwieler.
Das Prinzip des Sponsorenschwimmens ist einfach: Wer Bahnen zieht, bringt Geld für die Instandsetzung ein. Einige Schwimmerinnen und Schwimmer spendeten aus eigener Tasche, andere hatten Sponsoren hinter sich. Firmen beteiligten sich ebenfalls, sodass am Ende ein durchschnittlicher Wert von rund 2,50 Euro pro Bahn zusammenkam.
Bürgermeister Benedikt Eckerle betonte vor Ort die Bedeutung der Veranstaltung: „Zum einen ist heute hoffentlich der letzte Badetag in diesem Zustand. Zum anderen zeigt das Sponsorenschwimmen, dass die Bürgerinnen und Bürger sehr wohl bereit sind, die Erneuerung zu unterstützen. Ohne diese Solidarität geht es
nicht.“
Denn die Liste der anstehenden Arbeiten ist lang: „Im Prinzip ist fast alles betroffen“, erklärt Eckerle. Das große Becken und das Kinderbecken werden komplett erneuert, ebenso die gesamte Filter- und Wassertechnik im Keller. „Die Technik ist nicht mehr zeitgemäß, zuletzt mussten wir wegen der Chlorungsanlage das Bad schließen.“ Auch die Umkleiden werden neu gebaut, das Gelände wird „einmal nach links gedreht“, wie es der Bürgermeister beschreibt.
Einige neue Elemente sollen durch die Modernisierung sogar neu dazu kommen: „Geplant sind neue Wasserspiele im Kinderbereich und eine Massagedüse.“, so Eckerle. Die Priorität liege aber zunächst darin, „das Bad überhaupt halten zu können“.
Für die Gemeinde ist das Freibad weit mehr als eine Sportstätte. „Eine zehn von zehn“, sagt Eckerle ohne Zögern. „Quasi jeder Ihringer hat hier schwimmen gelernt. Das Bad ist nicht nur wichtig für unseren Tourismus, sondern vor allem auch für das Lebensgefühl im Ort. Es gibt kaum jemanden aus Ihringen, der sich nicht mit dem Kaiser-stuhlbad identifiziert.“
Das Wetter spielte den Veranstaltern trotz einiger Wolken in die Karten: Am Sonntag war es warm, trocken und größtenteils sonnig. Die Becken waren gut besucht, die Zeitfenster waren nahezu durchgängig ausgebucht. „Für uns ist das heute ein wichtiges Signal“, fasst Hohwieler zusammen. „Es zeigt, dass das Kaiserstuhlbad den Menschen am Herzen liegt – und dass wir gemeinsam etwas bewegen können.“ Am Ende bleibt die Botschaft klar: Ihringen kämpft für sein Schwimmbad. Mit Engagement, Gemeinschaftssinn und jeder einzelnen geschwommenen Bahn. Evelyn Turinsky