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Breisacher Klinik schließt

Das Helios Rosmann Krankenhaus stellt 2026 den Betrieb ein

Breisach. Nachdem Gespräche mit der Uniklinik Freiburg über eine mögliche Kooperationspartnerschaft erfolglos blieben, steht das Rosmann Krankenhaus vor dem Aus. Zum Jahresende 2025 wird die Notfallaufnahme des Rosmann Krankenhauses schließen, die restlichen Abteilungen werden zum 30. Juni 2026 folgen.

Bis ins Jahr 1839 datiert die Geschichte des Breisacher Krankenhauses beziehungsweise seiner Vorläufer. Nach der Zerstörung des vor 186 Jahren gegründeten Spitals im 2. Weltkrieg und einer mehrjährigen Interimsphase mit Behelfskrankenhaus in der Nähe des Bahnhofs wurde 1958 das Rosmann Krankenhaus am heutigen Standort eröffnet. 1974 übernahm der neu gegründete Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald die Trägerschaft. Zusammen mit den beiden weiteren Kreiskrankenhäusern in Müllheim und Titisee-Neustadt wurde das Rosmann Krankenhaus 1998 in die Helios Breisgau-Hochschwarzwald GmbH überführt, an der der Landkreis 26% der Anteile hält. Doch während sich die Kliniken im Markgräflerland und im Hochschwarzwald in einem sich wandelnden Umfeld behaupten konnten, verdichteten sich um das Rosmann Krankenhaus zunehmend Gerüchte um eine drohende Schließung.
Aus diesen Gerüchten wird nun Ernst. Nachdem Gespräche mit der Uniklinik Freiburg über eine mögliche Kooperationspartnerschaft erfolglos blieben, steht das Rosmann Krankenhaus vor dem Aus. Dies gaben im Rahmen eines Pressegesprächs in der vergangenen Woche Helios-Geschäftsführer Thorsten Sleifir und Landrat Christian Ante bekannt. Zum Jahresende 2025 wird die Notfallaufnahme des Rosmann Krankenhauses schließen, die restlichen Abteilungen werden zum 30. Juni 2026 folgen. Gründe für das Aus sind unter anderen rechtliche Vorgaben an die Notfallaufnahme, die in Breisach nicht gegeben sind, und die Entwicklung der Bettenbelegung, die zuletzt auf 60% im Jahresschnitt gesunken sei. In Breisach kommt erschwerend die Lage des Standorts hinzu. Im Westen fehlt durch die Grenze zu Frankreich das Hinterland (eine grenzüberschreitende Behandlung scheitert an den unterschiedlichen Leistungskatalogen der deutschen und französischen Krankenversicherer), im Osten agiert in Freiburg mit der Uniklinik ein Maximalversorger, der von vielen Patienten aus dem Raum Kaiserstuhl aufgesucht wird. Unabhängig von diesen spezifischen Standortfaktoren strebt die Bundesregierung grundsätzlich eine Reform im Gesundheitswesen an, die auch eine Konzentration im Krankenhauswesen zur Folge haben soll. Bürgermeister Oliver Rein zog vor diesem Hintergrund ein bitteres Fazit: „Unter diesen Rahmenbedingungen scheint ein kleines Krankenhaus nicht zu führen zu sein“.
Die Versorgung der Bevölkerung sei trotzdem sichergestellt, betonte Sonja Wagner, Stv. Leiterin des Gesundheitsamts im Landratsamt. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und damit auch im Raum Kaiserstuhl – Breisach sei das nächste Krankenhaus, insbesondere auch die Kliniken in Freiburg innerhalb von 30 Minuten erreichbar. Die Ärztin wies darauf hin, dass lebensbedrohliche Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle wegen der fehlenden Infrastruktur bereits bisher nicht in Breisach behandelt wurden, sondern eine sofortige Verlegung erfolgte. Insofern sei die Rettungswache der DRK mit ihren Rettungswagen elementar wichtig. Diese ist von einer Schließung der Klinik nicht betroffen. Helios steigt in Breisach ausFortsetzung von Seite 1Wie soll es nach dem Ausstieg von Helios nun weitergehen? Den Beschäftigten werden laut Thorsten Sleifir Angebote für die Standorte in Müllheim und Titisee-Neustadt unterbreitet. Im Gebäude des Rosmann Krankenhauses soll laut Landrat Christian Ante ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen. Das ist ein Zentrum für Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen mit niedergelassenen oder angestellten Ärzten. Teilweise sind diese bereits heute hier angesiedelt, so haben derzeit eine urologische Praxis und eine Radiologie mit MRT Räume im Krankenhausgebäude angemietet. Das Ziel des Landrats ist dabei klar: „Diese Angebote müssen wir erhalten und ausbauen“. Vorstellbar seien beispielsweise ambulante Operationen, Angebote für die Bedürfnisse älterer Menschen wie Kurzzeitpflege und Geriatrie und vieles mehr. Bürgermeister Oliver Rein sieht hier potentiell großes Interesse. Fragen wie die Rechtsform des MVZ, Optionen auf das Helios gehörende Gebäude und letztlich des finanziellen Engagements von Landkreis und Stadt müssen in den Gremien geklärt werden. Ausgeschlossen scheint dabei nur eines: eine Rückabwicklung der seinerzeitigen Privatisierung und eine Übernahme des Rosmann Krankenhauses durch den Landkreis.
Am Donnerstag, 9. Oktober, findet in der Breisgauhalle in Breisach eine Bürgerinformation statt, an der sich Landrat Christian Ante und Helios-Geschäftsführer Thorsten Sleifir den Fragen der Bürgerschaft stellen werden. Am Montag, 10. November, wird der Kreistag im großen Sitzungssaal des Landratsamts in Freiburg über den Umgang mit dem Ausstieg von Helios beraten. Werner Seger