Wasser ist ein Schutzgut
Reges Interesse an der Gemeinderatssitzung in Münstertal / Windkraft beschäftigt Bürger
Münstertal. Groß war am Montag das Interesse der Bürger an der Gemeinderatssitzung im Rathaus. Nicht die Jugendarbeit, nicht die Bürgerbeteiligung und nicht die Neufassung der Satzung der Freiwilligen Feuerwehr – alles wichtige Themen – lockten die Bürger in den Bürgersaal. Es war die Windkraft, genauer die Zuwegung.
Eigentlich sollte an diesem Abend eine Abstimmung über die rund 7 km lange Zuwegung über Gemeindegrund zu den ausgewiesenen Windkraftstandorten auf dem Haldenköpfle erfolgen. Doch auf Grund neuer Erkenntnisse, so Bürgermeister Patrick Weichert, wurde diese abgesetzt. Es erfolgte lediglich eine Information.
Bereits bei der Bürgerfragestunde wurde deutlich, die Windkraft und die Zuwegung wecken die Emotionen der Bürger – es geht um das Schutzgut Wasser. Die Anwohner am Stohren haben Bedenken, dass durch die Baumaßnahmen wichtige Quellen versiegen oder verunreinigt werden. „Die Höfe bestehen seit 400 Jahren, 300 Jahre davon ohne Strom, doch immer mit Wasser. Das ist ein heiliges Medium“, betonte einer der anwesenden Bürger. Auch die anderen Bürger, die sich zu Wort meldeten, betonten die Schutzwürdigkeit des Wassers – auch für das Vieh auf den Weiden sowie in der Folge für den Tourismus.
Bei diesem heiklen Thema setzt Weichert auf Kommunikation und Transparenz, wie er mehrfach betonte. In diesem Sinne fand bereits am Sonntag eine entsprechende Informationsveranstaltung auf dem Stohren statt. Gute Gespräche, so Weichert, gab es hier.
Doch warum wurde die Abstimmung verschoben? Seit der vergangenen Sitzung wurde deutlich, dass der Bürgermeister in einer Zwickmühle sitzt. Durch das Solarpaket I, das die Bundesregierung 2024 im Rahmen der EEG-Novellierung beschlossen hat, ist die Gemeinde, anders als private Eigentümer, verpflichtet die Zuwegung zu einem Windkraft-Standort zu genehmigen. Kurz, wenn es die Investoren, die Bürger-Energie Münstertal, wünschen, muss Bürgermeister Weichert die Genehmigung unterschreiben. In diesem Fall hat der Gemeinderat kein Stimmrecht mehr und auch die Meinung der Verwaltung wird zur Nebensache. „Das möchte ich nicht tun müssen“, verdeutlichte Weichert und fügt hinzu: „Hier möchte ich die Hürden möglichst hoch hängen.“
Um den Ängsten der Bürger Rechnung zu tragen, wird die Gemeinde nun zunächst ein hydrologisches Gutachten in Auftrag geben. Dieses soll Aufschluss über die Einzugsgebiete der Quellen, das unterirdische Spannungswasser und vieles mehr geben. Auch die Bürger-Energie wird ein unabhängiges hydrologisches Gutachten in Auftrag geben. Darüber hinaus wird es nochmals Gespräche zwischen den privaten Eigentümern der Waldflächen der beiden kürzeren Zuwegungsvarianten geben, begleitet durch die Mediation der Gemeinde.
Die Bürger-Energie Münstertal hat mittlerweile den Genehmigungsantrag für den Standort eingereicht und wartet derzeit auf die Bescheinigung der Vollständigkeit der Gutachten. 2026 würden die Akteure gerne auch den Genehmigungsantrag für die Zuwegung einreichen, machen hier aber der Gemeinde aktuell keinen zeitlichen Druck. Annika Willscheid
