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Im Landkreis Emmendingen werden Pflegefamilien gesucht

Das Landratsamt sucht immer nach engagierten Pflegeeltern. Im Rahmen eines Pressegesprächs warben Monika Schmidt (Leiterin des Jugendamtes) und Kirsten Oltersdorf (Leiterin der Fachstelle) vorletzte Woche für diese verantwortungsvolle und doch erfüllende Aufgabe.

Im Landkreis Emmendingen leben derzeit 135 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien. Die Gründe, warum diese jungen Menschen in ihrer jeweiligen Herkunftsfamilie nicht mehr bleiben konnten, sind unterschiedlich. Mal haben sie früh ihre Eltern verloren. Mal sind sie ohne Mama oder Papa nach Deutschland gekommen. Mal haben sind sie in jungen Jahren ein Baby bekommen und benötigen Unterstützung. Und mal waren ihre Eltern nicht in der Lage, dem Kindeswohl entsprechend für sie zu sorgen – beispielsweise wegen Krisen, Konflikten oder Krankheiten. „Viele dieser Kinder finden in einer Pflegefamilie ein neues vertrautes Zuhause, denn hier erhalten sie nicht nur Schutz und Fürsorge, sondern erfahren auch Verständnis und Liebe“, sagt Monika Schmidt. Der Großteil stoße im Alter zwischen null bis sechs Jahren zu einer Familie. In etwa rund einem Drittel der Fälle blieben die Kinder länger als sechs Jahre. Manche verbrächten sogar mehr als 15 Jahre dort – also ihre komplette Kindheit und das anschließende Erwachsenwerden. „Für junge Menschen ist es also eine prägende Zeit“, fügt die Leiterin des Jugendamtes hinzu.

Bedarf an Pflegeeltern hat das Landratsamt im Grunde immer. Im Pressegespräch erklärte Kirsten Oltersdorf, wie man Pflegefamilie werden kann. „Ob verheiratet, alleinstehend oder Patchwork – das Lebensmodell ist nicht wichtig“, sagte die Leiterin der Fachstelle. Entscheidend sei viel mehr ein stabiles und liebevolles Zuhause, ausreichend Wohnraum, gesicherte Lebensverhältnisse und die Bereitschaft, mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten. „Was es zudem braucht, ist Zeit und Geduld, denn die Pflegekinder bringen oft belastende Erfahrung mit“, so Oltersdorf.

„Wer Interesse hat, kann sich gerne beim Pflegeamt melden“, fügte Monika Schmidt hinzu. Natürlich prüfe die Behörde die Voraussetzungen. Entscheide sich eine Familie dafür, finde ein über mehrere Monate andauernder Vorbereitungsprozess statt. In Gesprächen mit den Mitarbeitern der Fachstelle werde die Familie intensiv mit der Rolle vertraut gemacht. Zwei Gedanken sind der Leiterin des Jugendamtes besonders wichtig: „Wir suchen Familien, die für die Kinder passen und nicht andersrum – und es ist auch okay, wenn sich die Pflegefamilie gegen ein Kind entscheidet“.

Interessant: mit ins Pressegespräch brachte das Duo die Kenzingerin Manuela Guski-Gödecke. Seit 1992 bildet sie mit ihrem Ehemann eine Pflegefamilie. Damals brauchte ein achtjähriger Junge für eine Nacht ein Bett. Letztlich blieb er vier Jahre. Manuela Guski-Gödecke fand darin ihre Berufung. Seit 33 Jahren betreut sie mit ihrem Mann konstant zwischen vier und sechs Pflegekindern – plus ihre fünf eigenen Kinder, zwei Stiefkinder und einem Pflegesohn, den sie irgendwann adoptierte, weil es dessen Wunsch war. “Der Gedanke an meine eigene Mutter motiviert mich – obwohl sie sieben Kinder hatte, war sie immer für alle da”, sagte sie. Daniel Gorzalka