Ulrich Spitzmüller, Pressesprecher des Landkreises Emmendingen, hört auf
Kreis Emmendingen. Besonnen, verbindlich und journalistisch denkend: 34 Jahre lang leitete Ulrich Spitzmüller die Pressestelle des Landratsamtes Emmendingen. In dieser Zeit prägte er die Außendarstellung des Landkreisbehörde maßgeblich. Am 31. Juli tritt der 65-Jährige in den wohlverdienten Ruhestand.
In den letzten Wochen seiner bemerkenswerten Laufbahn erlebte Spitzmüller viele „letzte Male“. Während er zahlreiche Aufgaben zu einem erfolgreichen Abschluss brachte und langjährige Projekte seinen Kollegen übergab, bereitete er sich auf seinen Abschied vor. Vor Kurzem wurde er im Kreistag offiziell verabschiedet. Landrat Hanno Hurth adelte ihn in der Sitzung als „Stimme und Gedächtnis des Landratsamtes“. Die Kreisräte würdigten ihn mit stehenden Ovationen.
Seinen letzten Arbeitstag am heutigen Donnerstag verbringt Ulrich Spitzmüller mit der Lokalpresse. Er besucht die Redaktionen der Badischen Zeitung und der Wochenzeitungen am Oberrhein. Dieses letzte Ritual spiegelt seine Überzeugung wider, mehr als nur ein Sprecher einer Behörde zu sein. „Ich habe mich immer auch als Journalist gesehen“, erklärt Spitzmüller. In anderen Worten: Er habe sich in den vergangenen 34 Jahren vor allem einer Sache verpflichtet gefühlt, die Menschen im Landkreis Emmendingen transparent, umfassend und interessant zu informieren.
Vom Journalisten zum Pressereferenten
In Nordrach aufgewachsen, entdeckte Spitzmüller früh seine Leidenschaft für den Journalismus. Bereits während seiner Gymnasialzeit schrieb er für die „Schwarzwälder Post“. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte er in Schopfheim im Wiesental ein zweijähriges Volontariat. 1987 baute er mit Kollegen den privaten Rundfunksender „Hitradio Ohr“ in Offenburg auf. Dort war er als Radiomoderator und Chef vom Dienst tätig. Bemerkenswert war sein Interview mit Wolfgang Schäuble nach dem Attentat von Oppenau, das er im Reha-Zentrum in Langensteinbach direkt am Krankenbett führte.
Dennoch suchte Spitzmüller neue Herausforderungen und wechselte schließlich zum 1. Juni 1991 zum Landratsamt Emmendingen, um eine neue Stelle zur Öffentlichkeitsarbeit in der Abfallwirtschaft zu übernehmen. Landrat Volker Watzka hatte gezielt nach einem Medienprofi gesucht. Weil Spitzmüller Erfahrung in diesem Bereich hatte, erwies er sich als perfekte Besetzung für diese Aufgabe. Er führte den Abfallkalender ein und spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung des Gelben Sacks. Die dafür eigens erfundende Figur „Emmi Müllmaus“ ist bis heute bekannt.
Mit der Eingliederung neuer Ämter im Jahr 1995 und der großen Verwaltungsreform 2005 wuchsen die Aufgaben des Landratsamtes erheblich, sodass Spitzmüller, zwischenzeitlich mit einem unbefristeten Vertrag ausgestattet, eine eigenständige Pressestelle aufbaute.
Regelmäßig veröffentlichte diese Medienmitteilungen und Stellungnahmen, beantwortete kritische journalistische Anfragen und gestaltete aktiv die Außendarstellung des Landratsamtes. Zu letzterer gehört heute nicht nur eine topaktuell gehaltene Homepage, sondern auch ein regelmäßig bespielter Instagram-Kanal.
Pressereferent und Krisenmanager
„Nicht sexy, aber wichtig“, schrieb 2014 ein Kollege der Badischen Zeitung anlässlich des 75. Geburtstags des Landkreises. Seitdem hat sich die Wahrnehmung des Gebiets und des dazugehörigen Behörde deutlich verändert. Mit der Bewältigung der Flüchtlingssituation in den Jahren 2015 und 2016 sowie der Corona-Pandemie von 2020 bis 20223 hat der Landkreis Emmendingen zwei große Krisen öffentlichkeitswirksam gemeistert. In beiden Fällen spielten Ulrich Spitzmüller und sein mittlerweile mehrköpfiges Team der Pressestelle eine entscheidende Rolle.
Besonders während der Covid-19-Pandemie arbeitete die Landratsamt-Pressestelle auf Hochtouren. Teils am späten Abend mussten aktuelle Inzidenzzahlen veröffentlicht, neue Verordnungen an die Gemeinden versandt und Presseinfos zu Test- und Impfzentren erstellt werden.
Spitzmüller selbst gibt zu, dass ihn diese Jahre an die Grenze der Belastbarkeit gebracht hätten. Seine Leidenschaft galt in all den Jahren vor allem den Wahlen. Insgesamt hat er 31 Wahlen in seinen 34 Jahren betreut, von der Europawahl über die Bundestagswahl bis hin zur Landtags- und Kommunalwahl.
Stimme und Gedächtnis des Landkreises
Landrat Hanno Hurth würdigte Ulrich Spitzmüller in seiner Abschiedsrede als „Gedächtnis des Landkreises“. Er betonte: „Er hat dem Landratsamt Emmendingen nicht nur eine Stimme gegeben, sondern war auch eine verbindende Brücke zwischen Verwaltung, Öffentlichkeit und Medien.“ Dieses Vertrauen in seinen individuellen Ansatz ermöglichte ihm eine unabhängige Perspektive auf kritische Themen wie die Rheintalbahn und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Interessanterweise pendelte Spitzmüller täglich mit dem Zug zur Arbeit – vom Ortenaukreis bis nach Emmendingen.
Er nannte selbst drei bedeutende Zukunftsprojekte, die ihm besonders am Herzen liegen: der Baubeginn der K 5138 in Freiamt, ein baldiger Architektenwettbewerb für ein neues Verwaltungsgebäude und die Fertigstellung der Rheintalbahn bis 2041. Mit einem augenzwinkernden „S’isch over!“ verabschiedete er sich schließlich in den Ruhestand. Diese neue Lebensphase möchte Spitzmüller ohne feste Pläne genießen. Lieber mit ausgiebigen Schwimmbadbesuchen, ehrenamtlicher Arbeit bei der Tafel, als Stadtführer in Zell am Harmersbach und reichlich Zeitungslektüre. Daniel Gorzalka
Der Artikel in unserem E-Paper: LRA-Pressesprecher Ulrich Spitzmüller hört auf