Mut zur Nische: Die Firma Bührer Schreinerei + Innenarchitektur aus Freiamt feierte ihren 100. Geburtstag
In seinem „Bäule“ auf dem Freiämter Oberberg eröffnete Otto Bührer am 1. August 1925 eine eigene kleine Schreinerei. Für den jungen Handwerksmeister war es ein mutiger Schritt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Ob ihm bewusst war, dass er damit den Grundstein für ein Unternehmen legte, das heute aus der Schwarzwaldgemeinde kaum mehr wegzudenken ist?
Welchen Stellenwert die Firma Bührer Schreinerei + Innenarchitektur in der Schwarzwaldgemeinde und der ganzen Umgebung hat, zeigte am Sonntag die Jubiläumsveranstaltung zum 100. Geburtstag des Familienunternehmens. Hunderte Kunden, Partner, Freunde und Interessierte strömten die schmale Straße hinauf auf den Brunicherberg, um zu gratulieren und mitzufeiern. Inhaber Stephan Bührer und sein 15-köpfiges Team hatten das Firmenareal auf kreative Weise zum Festgelände umfunktioniert.
Gegen 12 Uhr waren die Biergarnituren, die zwischen der Straße und der Schreinerei aufgebaut wurden, jedenfalls voll. An seinem Wagen bereitete Reinhard Reinbold vom gleichnamigen Truthahnhof leckere Spezialitäten zu. Der Musikverein Ottoschwanden gab Getränke aus, die Landfrauen boten Flammkuchen sowie Kaffee und Kuchen an. Der Musikverein sorgte mit den Rollbergmusikanten und der Bauernkapelle außerdem für Unterhaltung. Zudem kümmerte sich das Jugendrotkreuz um die jungen Gäste. Und schon um 11 Uhr hatte die Initiative „Bike To Help“ eine Tour organisiert.
Parallel dazu präsentierte die Firma Bührer Schreinerei + Innenarchitektur ihren Betrieb. In der stilvoll ausgebauten Ausstellungshalle konnten die Gäste erleben, was der Familienbetrieb tagtäglich fertigt. Im Nebenraum gab es außerdem einen Einblick in den Planungsbereich. An mehreren PC-Arbeitsplätzen liefen CAD-Programme mit Entwürfen von Möbelstücken, Einbauschränken, Küchen, Badezimmern und sogar ganzen Ladeneinrichtungen.
Über eine Tür gelangte man schließlich in das Herzstück des Betriebs – nämlich die 60 lange und zehn Meter Schreinerei. Hier werden die digitalen Planungen von ausgebildeten und erfahrenen Schreinern mit dem Werkstoff Holz in die Realität umgesetzt. Zwischen den Sägen, den Werkbänken, den Absauganlagen, der hochmodernen CNC-Maschine und dem Spänesilo am Ende der Halle konnte man in die Firmengeschichte eintauchen. Tatsächlich entstanden die einzelnen Teilstücke der Werkstatt in ganz unterschiedlichen Jahrzehnten.
Der Historie wurde viel Raum eingeräumt. An einer Holzwand war ein Zeitstrahl mit Infos und Bildern angebracht. Begutachten konnte man unter anderem den Bau der neuen Werkstatt auf dem Brunicherberg (1949), den Brand des Areals (1987), die erste CNC-Maschine (1990er) oder den Bau der Ausstellungshalle (2000). Eine Galerie zeigte zudem die knapp 50 Azubis, die in den 100 Jahren ausgebildet wurden. Und: in der Ausstellungshalle wurde ein eigens zum Jubiläum produzierter Film ausgestrahlt. Integriert wurden Super 8-Aufnahmen von Georg Strickler aus dem Jahr 1968. Darin arbeitet er gerade an seinem Gesellstück.
„Damals die Inflation und der 2. Weltkrieg, heute Digitalisierung, Corona und Preissteigerungen – jede Zeit hat ihre Herausforderungen und wir versuchen unser Bestes, diesen gerecht zu werden“, sagte Stephan Bühler beim kleinen Festakt am Sonntagmorgen. Der 42-jährige Innenarchitekt und Schreiner, der das Unternehmen seit 2020 führt, richtete seinen Dank an seine Eltern Angelika und Hans Bührer, an seine Ehefrau Inez und die vier Kinder, aber auch an die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter, die Partnerfirmen und an die vielen weiteren Weggefährten. „Ohne Menschen wie Euch wären 100 Jahre niemals möglich gewesen“, sagte er.
Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench lobte einerseits den „Mut des Firmengründers“ im Jahr 1926, anderseits den „Mut der Nachfolger, die Veränderungen anzunehmen und das Unternehmen entsprechend weiterzuentwickeln“. Es sei kein Zufall, dass die Schreinerei Bührer in Zeiten von massenproduzierten Billigmöbeln ihre Nische und ihren Weg gefunden habe. Stephan Bührer habe das Profil des Betriebs als Innenarchitekt weiter geschärft. Und die nächste Generation, zwinkerte die Rathauschefin, sei ja bereits in den Startlöchern. Daniel Gorzalka