Mehr Straftaten als 2022

Die Kriminalitätsstatistik für 2023 wurde im Gemeinderat Bad Krozingen vorgestellt

Bad Krozingen. Im vergangenen Jahr gab es mehr Straftaten auf dem Gebiet der Stadt Bad Krozingen. 1.154 waren es insgesamt und damit 86 mehr (8,1 Prozent) als im Jahr 2022. Dabei war die Aufklärungsquote mit 51,6 Prozent etwas geringer als im Jahr davor (2022: 53,1 Prozent).  

„Die Kriminalitätsbelastung bezogen auf 100.000 Einwohner ist in Bad Krozingen vergleichbar mit der des gesamten Revierbereichs Müllheim und der des Landes Baden-Württemberg“, erklärte Polizeioberrat Thomas Müller, der als Leiter des für die Stadt zuständigen Polizeireviers Müllheim die Kriminalstatistik 2023 für Bad Krozingen im Gemeinderat vorstellte. Zum Vergleich: die Kriminalitätsbelastung in Freiburg war 2023 mehr als doppelt so hoch.
    Die Anzahl der Rohheitsdelikte ist nach einem Rückgang im Jahr 2022 (141 Straftaten) im vergangenen Jahr auf 194 gestiegen und lag damit deutlich über dem vor-Corona-Niveau (2019: 161 Straftaten). Bei knapp zwei Drittel der Rohheitsdelikte handelte es sich um Körperverletzungen.
Auch die Straßenkriminalität hat 2023 zugenommen (241 Straftaten – 2022: 219 Straftaten) und hier vor allem der Diebstahl von E-Bikes. „Die sind zum Teil teurer als so manches Auto“, so der Polizeioberrat, „damit kann man richtig gut Geld verdienen.“ Bei den Diebstahldelikten gab es ebenfalls einen Anstieg, von 306 bekannten Fällen im Jahr 2022 auf 411 im vergangenen Jahr. Dabei hat auch die Zahl der Wohnungseinbrüche zugenommen (2022: 4 Fälle – 2023: 21 Fälle) und liegt wieder auf vor-Corona-Niveau (2019: 22 Fälle). „Sie sind wieder zurück“, so der Revierleiter lapidar. Die Grenzen seien wieder offen und damit gebe es für die Kriminellen schnelle Rückzugsmöglichkeiten in das benachbarte Ausland. Rauschgiftdelikte wurden 2023 weniger festgestellt (2022: 87 – 2023: 61), nicht zuletzt  auch deshalb, weil man sich in Hinsicht auf die sich abzeichnende neue Rechtslage bei Cannabis bewusst dafür entschieden habe, die polizeilichen Aktivitäten hier  zurückzufahren, erläuterte Müller. Bei keinem der Rauschgiftdelikte in Bad Krozingen waren Kokain oder Heroin im Spiel. Keine Entwarnung gibt es bei den Sexualdelikten. Zwar ist die Fallzahl in der Stadt von 34 im Jahr 2022 auf 24 im vergangenen Jahr gesunken. Besorgniserregend ist jedoch, dass sie im Bereich des Polizeireviers Müllheim weiter stark gestiegen ist, von 140 bekannten Strafta-
ten im Jahr 2022 auf 171 im Jahr 2023.
533 Personen hat die Polizei 2023 festgenommen, die einer Straftat in Bad Krozingen verdächtigt wurden (2022: 467 Personen), davon 117 weibliche Geschlechts. Bei knapp 75 Prozent der Festgenommenen handelte es sich um Erwachsene. Die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren ist 2023 gestiegen, auf 134 gegenüber 104 im Jahr 2022. „Investieren Sie in die Zukunft und schaffen Sie Sportmöglichkeiten für die Jugendlichen“, empfahl der Kriminaloberrat. Auf Anfragen von Ratsmitgliedern erklärte er, dass es weder in Bad Krozingen noch im ganzen Markgräflerland Hotspots für Jugendkriminalität gebe. Zu Gewalt an den Schulen käme es vor allem dann, wenn Jugendliche, die Zuhause Gewaltanwendung erfahren, diese in die Schule tragen. „Die Gesellschaft verroht immer mehr“, sagte Müller. „Das ist ein gesellschaftliches Problem, das wir nur gemeinsam lösen können.“ Ein Streetworker wäre eine tolle Sache, das zeigten die Riesenerfolge in Freiburg. Allerdings müsste er zu den gleichen Zeiten unterwegs sein wie die Jugendlichen, also nicht von 8 Uhr  bis 17 Uhr. 239 Tatverdächtige (45 Prozent) waren Nichtdeutsche (2022: 37 Prozent), 95 von ihnen tatverdächtige Asylsuchende und Flüchtlinge (2022: 79).  Bei den Delikten handele es sich in erster Linie um Diebstahl, Körperverletzung, vor allem untereinander, und Vermögens- und Fälschungsdelikte. Nicht auffällig seien die Zahlen für Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung. „Man sieht den Anstieg, den kann man nicht wegdiskutieren“, sagte Müllheims Revierleiter. Je mehr Asylsuchende und Flüchtlinge man unterbringe, desto mehr Straftaten würden auch verübt. „Aber“, sagte er mehrfach ausdrücklich, „es sind wenige Einzelne von Hunderten. Um die müssen wir uns kümmern.“ 
Auf die Frage nach dem aktuellen Stand in Sachen Bankautomaten-Sprengungen erklärte Müller, dass er sich dazu  nicht äußern könne. Zuständig sei das Landeskriminalamt. Es handele sich offenbar um eine europaweit tätige Bande. „Es ist nicht so einfach, sonst hätten wir das Thema längst im Griff“, so Müller. Andrea Hagemann-Raffs