Ein Drittel in der Werkstatt

Breisgau-S-Bahn: Verspätungen, kaputte Züge und ganz viel Frust

Breisach/Gottenheim. Trotz Umweltbewusstsein, steigender Benzinpreise und Staus im Berufsverkehr – viele Pendlerinnen und Pendler zwischen Breisach und Freiburg denken ernsthaft darüber nach – zumindest zeitweise – wieder auf das Auto umzusteigen. Grund dafür sind die andauernden Probleme auf der Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn, die sich in jüngster Zeit noch verschärft haben. Aktuell größtes Problem sind fehlende Triebwagen und dadurch zu Stoßzeiten übervolle Züge. Denn mindestens ein Drittel der Züge sind derzeit in der Reparatur.

Das hat eine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Gabi Rolland an die Landesregierung ergeben. Damit hat sich die hohe Anzahl an Zügen in den Werkstätten im Vergleich zum August vergangenen Jahres nicht verändert. Als Ursache für die langanhaltenden Probleme auf der Strecke gibt die grün-schwarze Landesregierung Probleme mit den Radsätzen an den Triebwagen der Baureihe 1440 an, deren Laufleistung die vom Hersteller zugesagten Kilometer um rund 50 Prozent unterschreiten. Hinzu kommen Lieferengpässe bei den Ersatzteilen.
Triebzüge nicht einsatzbereitIm August 2023 waren neun Triebzüge auf der Breisacher Bahn nicht einsatzbereit. Die Probleme, schreibt dazu Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in seiner Antwort auf die Anfrage von Gabi Rolland, seien durch eine akute Spanbildung in den Radsatzlagerdeckeln der Züge entstanden. Dieses Problem sei in den vergangenen Monaten bereits „umgehend aufgearbeitet“ worden, so der Verkehrsminister. „Ansonsten wäre die gesamte Flotte zum Stillstand gekommen.“ Ende Dezember 2023 standen sechs von fünfzehn vierteiligen Triebzügen und drei von elf dreiteiligen Triebzügen der Baureihe 1440 nicht zur Verfügung. Die einsatzfähigen Züge können aber das vorgesehene Regelprogramm auf der Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn nicht schaffen: Für das Regelprogramm würden 21 Triebzüge der Baureihe 1440 benötigt – es standen Ende Dezember aber nur 17 zur Verfügung. Aktuell sind es noch weniger. Und die Zahl der einsatzfähigen Züge kann sich aufgrund der vielfachen Probleme aktuell von Tag zu Tag ändern. Ein dreiteiliger Zug der wegen eines Unfallschadens repariert werden musste, soll Anfang März wieder einsatzbereit sein. Bei weiteren Zügen ist die Rückkehr auf die Schiene nicht absehbar – in der Werkstatt wird auf Ersatzteile, insbesondere auf neue Radsätze, gewartet. Liefertermine sind erst in einigen Wochen oder können wegen Lieferengpässen nicht genannt werden.
„Die Landesregierung und die Deutsche Bahn bekommen die Einschränkungen auf der Breisgau-S-Bahn nicht in den Griff“, kritisiert die SPD-Landtagsabgeordnete Gabi Rolland in einer Pressemitteilung. „Seit Ende 2022 bestehen die Störungen bei den Triebwagen. Durchschnittlich fahren seit einem Jahr die Züge auf der Ost-West-Achse nur mit rund 75 Prozent ihrer vorgeschriebenen Kapazität“, so die Abgeordnete weiter. Gabi Rolland kritisiert vor allem die fehlende Perspektive, bis wann sich der Zustand für die Fahrgäste bessern wird. Zudem fehle trotz der langanhaltenden Probleme noch immer ein effektives Krisenmanagement. Kritisch sieht Gabi Rolland auch, dass auf unbestimmte Zeit zu Stoßzeiten keine Gruppenanmeldungen für Schulklassen mehr möglich sind. Damit müssen Schulen bei Klassenfahrten oftmals auf den Bus ausweichen. Der Verkehrsminister teilt dazu mit: „Wenn genügend Fahrzeuge bereitstehen, um das aktuelle Konzept mit eingeschränkter Kapazität zu beenden, erwartet das Land, dass auch sämtliche Einschränkungen für Gruppenanmeldungen entfallen.“
Ziel: Schnellere ReparaturenUm wieder einen dauerhaften Normalbetrieb zu ermöglichen, sollen nun in den Werkstätten die Betriebsabläufe angepasst werden, um schnellere Reparaturen zu ermöglichen. Zudem finden Gespräche zur Nachbestellung weiterer Fahrzeuge der Baureihe 1440 statt. Stillgelegte Doppelstockwagen zu reaktivieren, sei nicht geplant, weil passende Fahrzeuge nicht verfügbar seien. Zudem sei ein Großteil des Zugpersonals nicht mehr für diese Zugtypen geschult. Vorerst ist demnach keine Entspannung auf der Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn in Sicht und die Fahrgäste müssen sich wohl weiterhin auf viel zu volle Züge, Zugausfälle und Abweichungen vom Fahrplan einstellen. 
Marianne Ambs/RK