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10 Jahre „Merdingen hilft“

Der Helferkreis „Merdingen hilft“ bietet nun bereits seit 10 Jahren Hilfe für Geflüchtete an

Seit zehn Jahren ist „Merdingen hilft“, der Helferkreis für geflüchtete Menschen, eine Erfolgsgeschichte, was nun im Rahmen eines Festaktes im Bürgersaal mit rund 70 Gästen gefeiert wurde.

Schon im Dezember 2014, noch bevor die große Flüchtlingswelle auf Deutschland zurollte, hatten sich engagierte Einwohner aus Merdingen, Mitglieder vom damaligen Bürgerverein und die Gemeindeverwaltung unter Federführung von Hauptamtsleiter Dietmar Siebler zusammengefunden, um über die Gründung eines Helferkreises zu beraten. Im Juli 2015 fand die Auftaktveranstaltung für „Merdingen hilft“ statt. Danach hat der Helferkreis seine Tätigkeit aufgenommen und dabei „viele gute, aber auch schwere Momente und reichlich Tränen“ erlebt, betonte dessen Sprecher Rolf Mahnkopf in seiner Begrüßung zum Festakt, der von Musiker Savvan Rasoul begleitet wurde. „Wir wollten helfen und wenn wir heute Bilanz ziehen, kann man sagen, wir sind auf einem guten Weg.“ Insgesamt 115 Menschen aus 16 Ländern waren oder sind bis dato in Merdingen untergebracht gewesen. Elf Kinder der geflüchteten Menschen kamen in dieser Zeit zur Welt. Einige sind verzogen, andere arbeiten hier, einige haben sogar die Deutsche Staatsbürgerschaft. Andreas Kirchgäßner betonte in seinem Rückblick, dass es insbesondere die persönlichen Paten der Geflüchteten gewesen seien, die die Menschen tagtäglich begleitet und so den Hauptteil der Arbeit geleistet hätten. Man könne stolz auf „unseren Helferkreis“ sein, betonte Bürgermeister Martin Rupp, der klarstellte, dass die Hilfe für geflüchtete Menschen ein Marathon sei und „ich bin froh, dass wir da ganz vorne mitlaufen“. Er sei dankbar, so Rupp, dass im Dorf die Arbeit von Anfang an auf mehrere Schultern verteilt werden konnte und mit Ramona Sütterle ein Profi mit an Bord gewesen sei. Die Arbeit der Gemeinde sei normalerweise mit der Unterbringung der Menschen getan, doch so gelinge Integration nicht.
Es sei schön, dass man aus der Flüchtlingsarbeit kaum etwas im Gemeinderat höre, das bedeute, es laufe, erklärte Bürgermeisterstellvertreter Oswald Prucker. Anfangs habe es auch in Merdingen böse Briefe gegen Flüchtlinge gegeben, er freue sich aber, dass dies nicht die Grundstimmung im Dorf gewesen sei und es viele Menschen gegeben habe und gebe, die helfen wollten. Höhepunkt des Abends war eine von Ramona Sütterle, ehemalige Integrationsbeauftragte der Gemeinde und Mitgründerin von „Merdingen hilft“, geleitete Podiumsdiskussion.
Besonders schwer sei das Deutsch lernen aber auch der Verlust der Heimat und die Trennung der Familien, berichten beide Geflüchteten. Lanja Karim – vor zehn Jahren aus dem Irak geflohen, heute deutsche Staatsbürgerin und Mutter zweier Kinder – erzählt von ihrer Flucht, die schon im eigenen Land begonnen hatte und dem schweren Ankommen zunächst in der großen Gemeinschaftsunterkunft in Breisach. In Merdingen sei sie gut aufgenommen worden, sie bedaure es aber, dass es heute für geflüchtete Menschen weniger Chancen gebe, als vor zehn Jahren. Als studierte Stadtplanerin würde sie gerne in ihrem Beruf arbeiten, dem Land so etwas zurückgeben.
Basil Mohammed – aus Syrien und seit sechs Jahren in Merdingen – meint, er und viele Geflüchtete würden gerne lernen und arbeiten und dazu die Chance erhalten.
Auch Hauptamtsleiter Siebler als Flüchtlings-Manager wurde im Talk befragt. Er berichtete von unklaren Rechtslagen, harten Diskussionen und anfangs fehlenden Kapazitäten um eine unbekannte Anzahl Geflüchteter unterzubringen. „Wir sind sehr dankbar für die vielen Menschen im Dorf, die uns geholfen haben.“ Was wünscht er sich? „Von den Geflüchteten wünsche ich mir, dass sie unsere Sprache lernen und sich auf unsere Lebensweise einlassen. Von unserer Gesellschaft würde ich mir wünschen“, so Siebler, „mehr Menschlichkeit zu zeigen und dass jeder ein Stück Frieden in sich trägt“. Mario Schöneberg