Abgabe für die Weinwerbung?
Um das Marketing für Wein aus Baden-Württemberg anzukurbeln, ist ein Konzept gefragt
Müllheim. Trotz winzerfreundlicher Bedingungen und hoher Erwartungen an die Qualität des Jahrgangs 2025 liegt ein Schatten über dem Weinbau in Baden-Württemberg. Denn wie das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mitteilte, verlieren viele heimische Erzeuger aufgrund des bundesweit rückläufigen Weinkonsums Marktanteile. Eine zentrale Herausforderung bleibt das Marketing. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kündigte an, dieses mittels einer parafiskalischen Abgabe effizienter zu gestalten. Nun ist die Abgabe jedoch vorerst wieder vom Tisch.
„Die Weinbranche ist im Moment nicht auf Rosen gebettet“, leitete Rainer Zeller, Präsident des Badischen Weinbauverbands, die diesjährige Herbstpressekonferenz ein. Denn das Angebot an Wein sei weltweit größer als die Nachfrage. Trotzdem sei 2025 für die Winzer kein allzu schwieriges Jahr gewesen, wie er informierte.
Erfreulich sei beispielsweise, dass der im Vorjahr geäußerte Wunsch der Verbände nach einem Zuschuss für das Feromon genehmigt wurde. Seitdem betrage der Zuschuss 200 Euro pro Hektar. Für dieses „Signal“, dass die Politik hinter der Weinbranche stehe, bedankte sich Zeller bei Hauk.
Ein Dauerthema in Baden sei indes die Weinwerbung. „Hier scheint es leider zu knistern und zu knacken“, bemerkte Zeller und ergänzte: „Wir vom Verband sind sehr bestrebt, eine Gemeinsamkeit einzufordern.“ Das Problem in Baden-Württemberg sei, dass es keine verpflichtende Abgabe für Betriebe im Land gebe, die in die Werbung für den heimischen Wein investiert würde. In Rheinland-Pfalz liege eine solche Abgabe für Werbung verpflichtend bei 100 Euro pro Hektar Anbaufläche. In Baden-Württemberg erfolge dies bisher lediglich auf freiwilliger Basis mit zehn Euro pro Hektar. „Ich glaube, wir brauchen dringend eine parafiskalische Abgabe“, unterstrich der Präsident.
Landwirtschaftsminister Hauk kam dem Präsidenten in diesem Punkt entgegen: „Wir müssen alles dafür tun, unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu zu bewegen, zur richtigen Flasche zu greifen. Da ist das Thema Marketing einfach unverzichtbar.“ Er erklärte, dass nur rund 40 Prozent der Baden-Württemberger regionalen Wein konsumieren würden. Hauk fuhr fort: „Alle Welt schreit nach Bürokratieabbau und dem Abbau von Regelungen. Ich war immer der Meinung, das muss die Branche selber regeln. Aber ich sehe den Wettbewerbsnachteil, den wir in Württemberg und in Baden haben. Wir sind im Marketing nicht mehr gut aufgestellt. Ohne Marketing läuft eine Verbesserung des Inlandsabsatzes nicht. Deshalb werden wir prüfen, wie wir uns mit einer para-fiskalischen Abgabe so aufstellen können, dass das Thema Marketing im regionalen Sektor funktioniert.“ Wie hoch diese Abgabe genau ausfallen soll, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.
Wenige Tage später wurde die Ankündigung wieder zurückgezogen. Aus einer Pressemitteilung geht hervor, dass eine solche Abgabe kurzfristig nicht komme, da man damit aktuell Gefahr laufe, noch bestehende Strukturen zusätzlich zu gefährden. Minister Hauk äußert sich dazu wie folgt: „Diese Option scheidet kurzfristig aus. Wir brauchen zuerst ein Gesamtkonzept. Wie wir am Ende dieses solidarisch finanzieren, werden wir gemeinsam besprechen.“ Nach der Weinlese wollen sich der Minister und die Weinbauverbände zu intensiven Gesprächen zusammensetzen und bis Frühjahr 2026 ein gemeinsames Konzept erarbeiten.
Jessica Maier