Beispielgebend für andere Bergregionen

Der Klimawandel machts nötig: Landkreis und Gemeinde Münstertal setzen Pilotprojekt für Tränkenbewässerung auf Bergweiden um

Münstertal-Münsterhalden. Die Zukunft wird heißer und trockener – da sind Konzepte gefragt; zum Beispiel um Weidetiere auf Bergwiesen mit ausreichend Wasser zu versorgen, damit sie überleben und ihren Teil dazu beitragen können, dass Landwirte in den Bergen existieren können und so die Naturlandschaft, etwa im Hochschwarzwald, erhalten bleibt und nicht etwa verwildert.

Vor diesem Hintergrund haben der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, die Gemeinde Münstertal und Landwirte zur Wasserversorgung der Weidetiere in der Berggemeinde Münsterhalden ein Pilotprojekt umgesetzt, dass bereits im besonders heißen und trockenen Monat Juni seine Effizienz beweisen konnte.
Durch Münsterhalden fließt der Siernitzgrundbach. Diesem wird, solange Wasser fließt, ein Teil davon grob gesiebt entnommen. Eine Metallplatte mit Rillen läßt Wasser ablaufen, während ein Großteil, nebst Geröll und Laub, darüber hinwegschwimmt. Im nächsten Schritt wird das so gesammelte Wasser gefiltert und in eine nächste Kammer mit zwei Ausgängen geleitet. In dieser Kammer lässt sich händisch einstellten, wieviel von dem gesiebten, sauberen Wasser in eine Zisterne weitergeleitet wird, in der das Wasser gesammelt und für trockene Tage und Wochen gelagert wird. Das Wasservorkommen im Bach und der Füllstand der Zisternen ist dabei ausschlaggebend. Drei Zisternen im Münsterhalden werden auf die beschriebene Weise gefüllt; zwei fassen je 5.000 Liter Wasser, eine sogar 10.000 Liter. Eine hochschwarzwälder Weidekuh zum Beispiel säuft im Schnitt 50 Liter am Tag. Die Tiere von fünf landwirtschaftlichen Betrieben aus Münsterhalden werden so an trockenen Tagen und Wochen, wie jüngst im Juni dieses Jahres, mit Wasser versorgt, weil die leeren Weidenfässer an den Zisternen versorgt werden konnten.
Dr. Martin Barth, Erster Landesbeamter im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, ist begeistert: „Wir sehen hier ein tolles und wichtiges Beispiel für konkrete Klimaanpassung.“ Barth wies bei der Vorstellung des Pilotprojektes vor Medienvertretern vor allem darauf hin, dass nicht nur die Tiere und die Landwirte, sondern auch die Landschaft und damit auch der für die Region so wichtige Tourismus davon profitierten, dass die Bergweiden auch bei Trockenheit weiter bewirtschaftet werden. So bliebe die Kulturlandschaft erhalten und der Hochschwarzwald würde davor bewahrt, zu verwildern. Barth erklärte, dass dieses, gemeinsam vom Landkreis, der Gemeinde und den betroffenen Landwirten umgesetzte Projekt, wegen des fortschreitenden Klimawandels nur „der Anfang eines dynamischen Prozesses auf lange, lange Zeit ist.“ Bürgermeister Patrick Weichert betonte, dass es hier um mehr gehe als um ein Projekt für Münstertal, es sei als Pilotprojekt beispielgebend. Begeistert war er von der gemeinsamen Umsetzung aller Beteiligten. Einer der betroffenen Landwirte aus Münsterhalden ist Stephan Wiesler. Er dankte ausdrücklich der Initiatorin, Dr. Sonja Amann, von der übergebietlichen Weideberatung und gab unter anderem Einblick in den Kostenrahmen. Das Projekt habe bislang 60.000 Euro gekostet – die Hälfte kam von der Gemeinde, 20.000 Euro vom Kreis sowie 10.000 Euro als Eigenleistung der in Vereinsform organisierten Landwirte. Wieslers Ziel: „Es müssen noch fünf km Rohre verlegt werden, um das Wasser in die Fläche zu bringen.“
Frank Rischmüller