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Berührende Biografien

Die Stolperstein-Initiative Staufen lud zur Informationsveranstaltung in das Stubenhaus ein

Staufen. Die Stolperstein-Initiative Staufen plant die Verlegung von drei Stolpersteinen, um an Holocaust-Opfer aus den jüdischen Familien Grumbach und Schnorr zu erinnern und an ein junges Mädchen aus der Familie Schwendemann, die Opfer der Ermordung Behinderter wurde. Eine Infoveranstaltung fand kürzlich im Stubenhaus statt. Stolpersteine sind in den Gehweg vor dem Wohnort eines Opfers und Verfolgten des Nationalsozialismus eingelassene Betonquader mit einer Messingplatte als Gedenktafel, in die der Name, das Geburtsjahr, das Jahr der Deportation und der Ort und das Datum des Todes der betreffenden Person eingraviert sind. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ war das Motto des Künstlers Gunter Demnig, der die Stolperstein-Initiative als zuerst illegales Kunstprojekt begründete und 1992 seinen ersten Stolperstein verlegte. Seitdem wurden mehr als 100.000 Steine in mehr als 1.265 deutschen Städten und darüber hinaus in über 30 Ländern platziert. Marlis Meckel brachte das Projekt 2002 nach Freiburg. Inzwischen erinnern dort 558 Stolpersteine an das Schicksal von in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten Menschen.
In Staufen ist nun auch ein Projekt zur Verlegung von Stolpersteinen geplant. Es sollen zunächst drei Steine für die Familien Grumbach und Schnorr sowie für ein junges Euthanasieopfer aus der Familie Schwendemann verlegt werden. Eine Infoveranstaltung fand am vergangenen Donnerstag im Stubenhaus statt. Sibylle Huerta Krefft, Gründerin des Vereins Stolperstein-Initiative Staufen, und Wolfgang Petter, ehemaliger Geschichtslehrer und Mitautor der Staufen-Chronik, führten durch den Abend. Huerta Krefft freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung und darüber, dass drei Enkel der Familie Schnorr anwesend waren: „Der Staufener Gemeinderat hat der Verlegung der Stolpersteine zugestimmt, danke für den interfraktionellen Antrag von Pia Riesterer und Dagmar Endle und auch danke an Wolfgang Petter für seine unermüdliche Forschungsarbeit. Sein Artikel in der Staufener Chronik war der Anstoß für diese Initiative. Ebenso möchte ich dem Stadtarchivar Dr. Christof Diedrichs danken sowie dem Verein Stadtbild für die Einrichtung eines Spendenkontos für den im Januar gegründeten Verein Stolperstein-Initiative Staufen. Bis 2026 sollen neun Steine verlegt werden.“
Die Staufener Initiative ist eng verbunden mit dem Blauen Haus in Breisach, einer Gedenk- und Bildungsstätte für die Geschichte der Juden am Oberrhein, gegründet von der in Hannover aufgewachsenen Psychoanalytikerin Dr. Christiane Walesch-Schneller. Die jüdische Familie Eisenmann lebte in den 1930er Jahren im Blauen Haus, sie ist durch eine Dauerausstellung dort dokumentiert, die ihr alltägliches Leben zeigt, basierend auf Interviews und historischen Dokumenten. Der Kantor Michael Eisenmann, seine Frau Clara, die Söhne Ralf und Ludwig sowie die Haushälterin Franziska werden in der Ausstellung thematisiert. 1989 besuchte Ralf Eisenmann seine Heimatstadt, was zur Gründung des Vereins führte, seitdem besteht ein enges Netzwerk mit den Nachkommen der Familie.
Wolfgang Petter referierte über die jüdische Geschichte, die jüdische Besiedelung in Staufen seit 1329 und die Geschichte der Familien Grumbach und Schnorr. Berührend und schrecklich ist die Biografie der behinderten Tochter der Familie Schwendemann, die mit 15 Jahren Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms wurde, auch ihr wird ein Stolperstein in Staufen gewidmet. Dr. Sabine Brandenburg-Frank