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Die Geschichte(n) von Liel: Nach acht Jahren ist die neue Lieler Ortschronik mit einem reichhaltigen Bildfundus fertiggestellt

Schliengen-Liel. Hinter der neuen Lieler Chronik, die ein engagiertes Team innerhalb von acht Jahren erstellt hat, steckt akribische Arbeit. Das Werk umfasst zwei Bände; Herausgeber ist die Gemeinde Schliengen. Beide Bücher sind ab dem 13. September zum Preis von jeweils 39 Euro erhältlich. An diesem Tag findet in der Schlosshalle in Liel ein Präsentationsabend mit Musik und Bewirtung statt. Einlass und Beginn des Verkaufs sind um 19 Uhr. „Der Hauptband wiegt fast 1,5 Kilogramm und enthält 530 Bilder auf 285 Seiten“, verrät Projektleiter Michael Koschmieder. Darunter seien überwiegend historische Aufnahmen aus dem Bestand des Bildarchivars Günter Meyer zu finden. Abgerundet durch Urkunden und Zeitungsartikel biete die reich illustrierte Chronik einen umfassenden Einblick in die Ortsgeschichte Liels. Auch der handliche Zusatzband, der als Wanderführer eine Dorfbeschreibung und drei Rundgänge präsentiert, beinhalte 170 Bilder auf 80 Seiten. Wie Koschmieder informiert, setze sich der Hauptband aus einem chronologischen und einem thematischen Teil zusammen. Ein reiner geschichtlicher Zeitablauf würde Liel in seiner Besonderheit nicht erfassen. „Denn Liel ist ein ganz besonderer Ort mit einer relativ einzigartigen Dorfgeschichte“, schwärmt der Projektleiter.
Bereits bei einer Spendensammlung im Jahr 1999 wurde das große Interesse der Bevölkerung an einer neuen Darstellung der Ortsgeschichte von Liel deutlich. Auf Anregung von Ortsvorsteherin Melanie Riesterer fand am 17. November 2017 das erste Treffen für dieses umfangreiche Projekt statt. „Ganz am Anfang waren wir gemeinsam im Staatsarchiv in Freiburg. Ein besonderes Erlebnis war auch der Besuch im Staatsarchiv von Basel“, erinnert sich Koschmieder an die Quellenstudien. Auf spannenden Exkursionen, beispielsweise mit dem inzwischen verstorbenen Gusti Zimmermann, informierte sich das Team außerdem über Themen wie Waldwirtschaft und Bergbau.
Horst Iburg, ein begeisterter Vater der Chronik, verstarb 2019 überraschend, während das Projekt noch in den Kinderschuhen steckte. Von ihm stammt das erste Kapitel „Die ersten Lieler waren Neandertaler!“. In die neue Chronik wurden auch viele Informationen aus der bereits bestehenden Ortschronik von Fritz Fischer aus dem Jahr 1952 integriert. Der chronologische Teil des Hauptbands spannt einen Bogen von der Zeit der Neandertaler über die Freiherren von Baden bis zu Opfern des Nationalsozialismus und mündet schließlich in die Gegenwart. Der Thementeil beginne mit den Besonderheiten des Ortes, erzählt der Projektleiter. Dazu zählen das Lieler Schloss als Ortsjuwel, das Lieler Wasser, der Jaspis, der vorgeschichtliche und geschichtliche Bergbau, der Wald und der Wein. „Das sind die großen Schätze, die Liel zu bieten hat“, betont er. Im Anschluss werden die Geschichte des kirchlichen Lebens, der Schule, der Kindergärten, der Gaststätten, des Handwerks, des Gewerbes, der Mühlen, der Steinwerke, der Post, der Vereine, des Dorfalltags, des ehemals existierenden Lieler Schwimmbads und der Traditionen im Jahreslauf beleuchtet. Auflockernde Informationen aus Polizeiakten runden den Thementeil ab. Ein Highlight aus Sicht des Teams ist ein Beitrag über das Leben des Dorforiginals Hermann Weber, der ein sehr spannendes und kurioses Leben geführt haben soll. Mit Sagen, Anekdoten und Kuriosem neigt sich das Buch dem Ende zu und schließt mit dem Gedicht „Der Mann im Mond“ von Johann Peter Hebel, in dem Liel erwähnt wird. Der dünnere Ergänzungsband präsentiert drei Exkursionen, mit denen Interessierte die Spuren der Ortsgeschichte selbst erkunden können. Jessica Maier