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Großes Bürgermeistertreffen – Die Zukunft der deutsch-französischen Verteidigungskooperation

Breisach. Auf dem 69. Bürgermeistertreffen in Breisach gaben Brigadegeneral Christian Friedl und Colonel Nicolas Riviére von der deutsch-französischen Brigade aus Müllheim Einblicke in die militärische Zusammenarbeit unserer Länder.

Gerade in dieser Zeit erfahren die deutsch-französischen Beziehungen eine Neubewertung. Hier im Grenzgebiet nahe dem Elsass spielen sie schon immer eine ganz besondere Rolle. Seit 1989 gibt es eine Deutsch-Französische Brigade, die aus deutschen und französischen Truppen besteht, mit Sitz in Müllheim im Markgräflerland.
Am 22. August 2025 trafen sich 130 Bürgermeister, Städtevertreter und Vertreter von Institutionen wie Eurodistrict, Infobest, Europa-Union, Oberrheinkonferenz, um mehr über die Zukunft der deutsch-französischen Verteidigungskooperation zu erfahren. Ein Drittel davon kamen aus dem Elsass, zwei Drittel aus Deutschland.
Landrat Dr. Christian Ante begrüßte alle Ehrengäste wie von französischer Seite Madame Brigitte Klinkert, Députée du Haut Rhin, Regionalräte der Region Grand Est, Monsieur Gael de Maisonneuve, Generalkonsul Frankreichs, und Gérard Hug, Präsident des Gemeindeverbandes „Alsace Rhin Brisach“. Und von deutscher Seite Martina Kempf MdB, Landtagsabgeordneter Willi Staechele, Thomas Kern, Konsul der BRD in Straßburg, Regierungspräsident Carsten Gabbert und Kreisrätinnen und Kreisräte und betonte, dass die europäische Idee da am stärksten wirke, wo Menschen zusammenleben. Zahlreiche Städtepartnerschaften sind ein Beweis dafür und bilden ein Netz der europäischen Verbundenheit, denn wie die Gegenwart uns deutlich macht: Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit.
Auch der Breisacher Bürgermeister Oliver Rein sprach in seiner Begrüßung das deutsch-französische Bewusstsein an, das in der Europa-Stadt Breisach eine besondere Ausprägung hat. Neben den vielen Städtepartnerschaften gibt es schon lange die deutsch-französische Jugendherberge, die deutsch-französische Brigade als Vorzeigeprojekt, das deutsch-französische Kulturzentrum. Im Gespräch ist auch ein deutsch-französisches Krankenhaus.
Die militärische Zusammenarbeit muss verbessert werden. Als Ehrengast berichtete der Brigadegeneral der Deutsch-Französischen Brigade Christian Friedl von den Möglichkeiten einer deutsch-französischen Kooperation im militärischen Bereich.
Die einzige deutsch-französische Infanteriebrigade besteht aus deutschen und französischen Truppen, ist ein schlagkräftiger operativer Einsatzverband und weltweit im Einsatz von EU und NATO. Neben ihrer ungewöhnlichen militärischen Bedeutung dient sie auch der Freundschaft beider Länder.
Aber in der Praxis ist die Zusammenarbeit noch rudimentär. Fahrzeuge werden getrennt genutzt, Rüstungsunternehmen arbeiten nicht zusammen. Jedoch gibt es bereits eine wechselseitige Offiziersausbildung, in der Deutsche und Franzosen das jeweils andere Land sowie das andere Militärsystem kennenlernen.
Auch im Bereich der Digitalisierung und bei Infosystemen klappt die Zusammenarbeit bereits. Es gibt deutsch-französische Arbeitsgruppen für Militärische Zusammenarbeit, einen deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrat. Und in St. Louis ein Forschungsinstitut für militärisch-technische Themen. Innerhalb Europas ist ein enger Zusammenhalt beider Länder immer wichtiger, um den europäischen Pfeiler innerhalb der NATO zu stärken. Das geht nur mit einer Ausweitung des Militärs. Daher appellierte er an Unternehmen und Gemeinden, die Menschen für die Reserve in der Bundeswehr freizustellen.
Interessante Fragen Die Besucher stellten spannende Fragen zur Kooperation. Neuartige Rüstungsmittel wie Drohnen oder Cybertechnik gibt es noch zu wenige.
Europäische Länder haben unterschiedliche geografische Ausrichtungen in ihrer militärischen Arbeit und hinsichtlich der Nutzung von Atomwaffen wurde der nukleare Schutzschirm erwähnt. Aber auch ganz praktische Fragen wie: wo sollen 60.000 oder 80.000 Soldaten in den Kommunen untergebracht werden?
Wie können junge Leute für die Bundeswehr motiviert werden? Und wie auch die jungen Einwanderer, die zu uns kommen? Bisher sind nicht einmal 40 Prozent der jungen Leute interessiert. Aber es gibt auch einen Trend, dass junge Leute zur Orientierung zur Bundeswehr kommen. Können auch die Kommunen etwas tun? Bisher hat die Bundeswehr Amtshilfe bei Katastrophen und Flüchtlingen geleistet. Jetzt sei es an den Kommunen, für freie Durchfahrten, Brücken und Stromleitungen zu sorgen, denn Verteidigung ist eine gesellschaftliche Aufgabe.
Der Erwerb der jeweiligen Sprache und die Pflege sind unbedingt erforderlich, bisher ist Englisch die Alltagssprache beim Militär. Wirtschaftliche und militärische Kooperation, Verbesserung der Infrastruktur wie die Wiederbelebung der Strecke Colmar-Freiburg und das deutsch-französische Krankenhaus. Die Wehrfähigkeit muss neu überdacht werden. Historisch gab es nie eine Trennung zwischen Bürger und Soldat. Aber letztendlich ist der politische Wille die treibende Kraft, Deutschland-Frankreich ist nicht nur die alte, sondern auch die neue EU.
Zum Abschluss erhielten die beiden Herren der deutsch-französischen Brigade einen Präsentkorb mit Spezialitäten vom Naturgarten Kaiserstuhl. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Besuch des zum Termin stattfindenden Breisacher Weinfestes bei Geldermann, einem deutsch-französischen Unternehmen. Ingrid Wenz-Gahler