Nemera expandiert in Neuenburg

Weltweiter Siegeszug der „Abnehmspritze“ sorgt für stetig wachsende Nachfrage nach Pens

 

Neuenburg. Nemera ist ein multinationales Unternehmen mit Sitz im französischen Lyon. Während der größte Standort des Spezialunternehmens für Medikamentenverabreichungssysteme in den USA beheimatet ist und Nemera auch in Polen produziert, befindet sich der stetig wachsende und einzige deutsche Nemera-Standort in Neuenburg am Rhein. Mit derzeit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Nemera zu den großen Arbeitgebern im Markgräflerland. Die Produkte, die Nemera in Neuenburg auf derzeit 10.000 Quadratmetern Reinraumfläche überwiegend im Spritzgussverfahren herstellt, bedürfen einer Erklärung: „drug delivery systems“, also Medikamentenverabreichungssysteme sind, um einige gängige Beispiele zu nennen, Inhalatoren, Dosierspender für Augentropfen oder Sprühflaschen für Nasenspray. Die Abnehmer der Medikamentenverabreichungssysteme von Nemera sind die „big player“ der pharmazeutischen Industrie. Dabei gibt es Produkte, die Nemera im Kundenauftrag produziert, aber auch solche, die das Unternehmen selbst entwickelt, patentiert und den Pharmaunternehmen anbietet. „Dieser Weg ist eine wichtige strategische Variante für unser Unternehmen“, erläutert Werkleiter Klaus Rohrer im Gespräch mit dem ReblandKurier. Zu einer Art „game-changer“ auf dem Markt der Medikamentenverabreichungssysteme haben sich die sogenannten Pens entwickelt. Die „Do-it-yourself-Spritzen“, mit denen sich zum Beispiel Diabetiker gefahrlos selbst ihre regelmäßigen Insulininfusionen verabreichen können, gehören ebenfalls zum Produktportfolio von Nemera. Die besagten Pens haben in den vergangenen Jahren eine explosionsartig gestiegene Nachfrage erfahren: Nachdem bei gewissen Wirkstoffen, die eigentlich zur Behandlung von Diabetikern gedacht waren, eine extrem appetithemmende Wirkung beobachtet wurde, war am weltweiten Pharmamarkt zunächst ein sprunghafter Nachfrage-Anstieg bei den entsprechenden Diabetismedikamenten zu beobachten, zeitgleich nutzte die pharmazeutische Industrie die neuen Erkenntnisse zur Produktion der sogenannten Schlankheitsspritze – eine zwar kostspielige, aber vergleichsweise bequeme Art, überflüssige Pfunde abzubauen. Ob Diabetis- oder Schlankheitsspritze – immer sind es Pens, die zur Verabreichung der Medikamente verwendet werden; für Unternehmen wie Nemera bietet der Nachfragetrend spannende Entwicklungsmöglichkeiten. Für Nemera-Werkleiter Klaus Rohrer ist der Peak noch lange nicht erreicht: „Wenn die Patente der großen Hersteller für die Abnehmprodukte auslaufen und die preiswerteren Generika auf den Markt kommen, dürfte die Nachfrage noch einmal deutlich ansteigen.“ Vor diesem Hintergrund investiert Nemera in den kommenden Jahren in Neuenburg etwa 30 Millionen Euro in Maschinen und Anlagen speziell für die Produktion der für die Verabreichung der angesagten Appetithemmer unverzichtbaren Pens. Die Wachstumsprognose für Nemera liegt vor dem geschilderten Hintergrund für die nähere Zukunft bei etwa 10 Prozent p.a..  Da die Produktion im Spritzgussverfahren maschinengesteuert ist, wird der Personalbedarf bei Nemera nicht unbedingt so sprunghaft ansteigen wie die Nachfrage nach Pens, „an spezialisierten Fachkräften in Werkzeugbau und Spritzgusstechnik besteht bei uns aber immer Bedarf“, verrät Klaus Rohrer. (fr)

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