Gemeinsam Probleme benennen und Lösungen finden
Herbolzheim (slw). Etwa 60 Personen folgten der Einladung zur „Zukunftswerkstatt“ in die Mensa der Emil-Dörle-Schule, wo man gemeinschaftlich ein Gemeindeentwicklungs-Konzept erstellte. Grundlage war eine Online-Umfrage, an der Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen teilnahmen.
In Herbolzheim wurden Ideen gesammelt, ausgewertet, diskutiert und an den Gemeinderat weitergeleitet. Der soll untersuchen, ob eine Umsetzung machbar und finanzbar ist. So zumindest lautet der Wunsch der Bürger und dies ist auch ein Anliegen des Bürgermeisters.
Die Zukunftswerkstatt zeichnet sich durch ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren aus, bei dem die Bürger Probleme und Herausforderungen herausarbeiten und formulieren und dazu Lösungsvorschläge anbieten. Mithilfe der richtigen Schlüsse aus der Befragung sollen so erfolgreiche Veränderungsprozesse gelingen. Das Gesamtkonzept soll im „Trialog von Bürgerschaft, Verwaltung und Gemeinderat“ erstellt werden.
Ergebnisse der Umfrage
Die Schwerpunktthemen bei der Umfrage lagen in der städtebaulichen Entwicklung, der sozialen Infrastruktur, im Mobilitäts- und Klimaschutzkonzept sowie Handel, Wirtschaft und Tourismus. Die strategischen Perspektiven, Ergebnis und resultat aus den Zusammenkünften, staffeln sich pyramidenförmig. Im Ist-Zustand werden Schwächen, Stärken, Chancen und Risiken analysiert. Geeignete Maßnahmen führen zu den Zielvorgaben. Die Spitze bilden Visionen, in welche Richtung sich Herbolzheim entwickeln soll.
Matthias Weber sieht im aufgestellten Projektplan keinen zeitlichen Verzug. Im Oktober soll ein Masterplan Workshop dem Gemeinderat vorgelegt werden. Noch Ende des Monats sei mit der Ergebnispräsentation zu rechnen. 319 Rückmeldungen stellten ein aussagekräftiges Spektrum dar. Für Jutta Breitschwerd etwas überraschend sei die stärkste Altersgruppe die 12- bis 17-Jährigen gewesen. 95 Prozent der Befragten würden gerne in Herbolzheim leben.
Die Zufriedenheit wurde mittels verschiedener Kriterien mit Schulnoten bewertet. Diese differierten naturgemäß stark. Das Bewertungskriterium „Nähe zur Schule und zu den Kindergärten“ lag in der Kernstadt deutlich über dem Durchschnitt.
Problematischer beäugten die Bleichheimer ihre ungenügenden Einkaufsmöglichkeiten. Auch bei den Betreuungs- und Pflegeangeboten fiel der Ortsteil durch.
Bewertung mittels SchulnotenIn
Wagenstadt hingegen scheint zwar nicht alles, aber zumindest vieles stimmig. In genau der Hälfte an Einschätzungen lagen die Noten über dem Mittelwert. Broggingen und Tutschfelden hielten sich in etwa die Waage. Beide appellierten zur Nachbesserung an die Verfügbarkeit von Wohnungen und Bauplätzen.
Während die Wohnqualität und der Zustand öffentlicher Gebäude sowie deren Barrierefreiheit noch mit gut benotet wurde, gab es für die Aufenthaltsqualität nur ein befriedigend. Als gerade noch so vom Blauen Brief entfernt angesehen wurde der Zustand der Straßen und Plätze. In der Schule würde es für das städtische Sozialverhalten durchweg Preise und viel Lob geben. Kinderbetreuung, Wärmestube und Grundschule liegen in der Gunst weit vorn. Lediglich das Angebot für Jugendliche ist reif für Investitionen. Aus der Sicht der Schüler stellt sich dieser Nachholbedarf im selbst erstellten 10-minütigem Film nicht so deutlich heraus. Denn dort loben die Teenager Schwimmbad, Jugendzentrum oder die vielseitigen Sportmöglichkeiten.
Mit der letzten Grafik wird sich das Ratsgremium wohl viel beschäftigen: „Sportstätten erhalten und sanieren“. Dies führt die Wunschliste an, gefolgt von „größere Attraktivität der Innenstadt“. Der Punkt „Neuer Wohnraum und das Einzelhandelsangebot ausbauen“ liegt im dringlich zu verwirklichenden Mittelfeld. Mit „Förderung der sozialen Integration“ halten sich die Senioren mit 19 Prozent reserviert. Ganz anders die Jugendlichen, die hier einen fast doppelt so hohen Wert erzielten.
Michael Weber vom Bauamt klärte über Entwicklungsflächen beim innerstädtischen Wohnraum auf. Drei Areale stünden auf der Agenda. Im Brogginger Butzental, den Schörlinsmatten in Tutschfelden und im Bleichheimer Pfarracker entstehen Wohnbaugebiete. An Sportstätten will die Galurastadt den Neubau am Bleichbach und dem Hallenbau in Bleichheim vorantreiben.
Die Verwendungsmöglichkeit der Alten Post als Quartierstreff erläuterte Thomas Gedemer. Ein Umbau des Erdgeschosses zur Mensa für circa 100 Schüler sei geplant. Außerdem werden der VdK und die Obdachlosenhilfe dort ihre Betreuungsfunktionen übernehmen. Ein Knackpunkt sei das Bahnhofsareal. Das Bild düster, nebulös und in keinster Weise eine Visitenkarte. Bahnhof und Bahnsteig lägen in verschiedenen Zuständigkeitsbereichen, was die Sache nicht einfacher mache, so Gedemer. Lediglich bei der Fläche um das Gebäude habe die Stadt eine Handhabe. Mehr Leuchten seien installiert, ein erster Lichtblick für die mehr als 1.000 Pendler, die tagtäglich die Bahn nutzten.
Mit einer weiteren Denkrunde an vier Ständen endete das Treffen der Zukunftswerkstatt. Bei der Gestaltung der Innenstadt wurde um mehr Attraktivität gerungen. Noch sind es Visionen, aber Herbolzheim arbeitet an seiner Zukunft.