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Schutz vor Partnergewalt: Kreis Emmendingen bekommt eigenes Frauenhaus

Im Dreiländereck – und dazu gehört auch der Kreis Emmendingen – gibt es immer mehr Partnergewalt. 2023 registrierte das Polizeipräsidium Freiburg 1.814 angezeigte Taten, 2024 waren es schon 2.135. In drei von vier Fällen handelt es sich bei den Verdächtigen um Männer.

Werden Frauen und ihre Kinder zu Opfer von Gewalt durch ihren Ehemann oder Partner, dann können sie sich beraten lassen und in einem Frauen- und Kinderschutzhaus unterkommen. In ganz Baden-Württemberg gibt es derzeit 44 solcher Einrichtungen. Auch der Landkreis Emmendingen unterhielt in Kenzingen einmal ein Frauenhaus. Weil die Anonymität nicht mehr gewahrt werden konnte, wurde es 1980 geschlossen. Seither kooperiert man mit dem Frauen- und Kinderschutzhaus in Freiburg.

Zuletzt mehrten sich im Kreis wieder die Forderungen nach einer eigenen Einrichtung. Der Grund: das Haus in Freiburg stößt regelmäßig an seine Kapazitätsgrenze. Aufgrund des Wohnraummangels seien die Frauen oft lange in der Einrichtung. Eine Untersuchung, die gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule in Freiburg durchgeführt wurde, ermittelte den Bedarf. Auf dieser Basis ebnete der Kreistag in einer nicht-öffentlichen Sitzung den Weg für eine Frauen- und Kinderschutzhaus für 22 Menschen, also elf Frauen mit deren Kindern.

Beschlossen wurde zudem eine Kooperation mit dem Kreisverband der Caritas, der sich als Träger künftig um die die fachliche Leitung der Einrichtung und die damit verbundene Qualitätssicherung kümmern wird. Eingestellt werden Fachkräfte, die die Frauen und Kinder sowohl schützen als auch psychosozial begleiten. Durch die intensive Begleitung sollen sich die Betroffenen eine selbstbestimmte und gewaltfreie Perspektive erarbeiten können.

Neben der Trägerschaft kümmert sich die Caritas auch um die Finanzierung. Von den zwei Mio. Euro, die das Projekt kostet, übernimmt der Verband ein Viertel. Die restlichen 1,5 Mio. Euro kommen vom Land. „Es ist der Landesregierung ein wichtiges Anliegen, Betroffenen von häuslicher Gewalt den notwendigen Schutz und eine passende Unterstützung zu ermöglichen“, sagt Staatssekretärin Dr. Ute Leidig. Mit dem neuen Gewalthilfegesetz und dem kürzlich veröffentlichten Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention seien klare politische Aufträge und Maßnahmen formuliert. Der Ausbau von Schutzplätzen für Betroffene geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt sei ein hohes Anliegen der Landesregierung. Die neue Einrichtung in Emmendingen sei eines von vier neuen Frauenhäusern in Baden-Württemberg.

„Ich freue mich sehr über den Zuschuss der Landesregierung, durch den wir im Landkreis Emmendingen mit dem neuen Frauen- und Kinderschutzhaus eine Anlaufstelle für von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder erhalten“, sagte Hanno Hurth. Die neue Einrichtung solle anonym sein. Aktuell wüssten nur eine Handvoll Menschen, wo es sich befinden wird. Geht es nach den Verantwortlichen, sollte dies auch möglichst lange so bleiben. Mit dem Einzug rechne Hurth in der zweiten Jahreshälfte 2026. Eine offizielle Eröffnung werde es geben – nicht direkt vor Ort, sondern in anderen Räumen.