Berthold Schuler im Interview: So erlebte Teningens neuer Bürgermeister seine ersten vier Monate
Im August trat Berthold Schuler sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Teningen an. Im Interview spricht der 63-jährige über die ersten vier Monate als Rathauschef – über seine Weiterbildung an der Verwaltungsfachhochschule, die Arbeit im Gemeinderat und das Klima im Rathaus.
Herr Schuler, am 1. August haben sie im Teninger Rathaus das Bürgermeisterbüro bezogen. Haben Sie es schon fertig eingerichtet?„
„Ich habe das Bürgermeisterbüro mit Ausnahme des Besprechungstischs neu eingerichtet und dabei auf eigene Möbel zurückgegriffen. Ich fühle mich wohl und hoffe, dies tun auch meine Besucherinnen und Besucher.“
Die Bürgermeisterwahl am 11. Mai war ein Beben. Als kommunalpolitisches Greenhorn warfen Sie vier Wochen vor der Abstimmung ihren Hut in den Ring. Dann besiegten Sie den Amtsinhaber klar. Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen?
„Die Zeit des Wahlkampfes war sehr aufregend für mich. Ich durfte viele Bürgerinnen und Bürger kennenlernen, die ich bislang noch nicht kannte. Ich konnte deren Sorgen und Bedürfnisse hören. Die Menschen in Teningen wollten etwas Neues.“
Aus Ihrer fehlenden Erfahrung machten Sie nie einen Hehl. Nach der Wahl kündigten an, dass Sie sich an der Verwaltungsfachhochschule in Kehl weiterbilden werden.
„Ich habe selbstverständlich ein Bürgermeisterseminar an der Verwaltungsfachhochschule in Kehl absolviert – so wie angekündigt und versprochen. Am meisten habe ich jedoch aus dem 1:1-Coaching von Dieter Hahn mitgenommen. Der frühere Bürgermeister von Pfaffenweiler betreibt sehr erfolgreich eine Kanzlei für Mediation und strategische Beratung und hat sich als Coach auf Führungskräfte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister fokussiert. Die Arbeit mit ihm war sehr gewinnbringend und hat mir ein gutes Start-Potenzial ermöglicht.“
Am 1. August traten Sie offiziell ihren Dienst an. Vom Bürger wurden sie zum Bürgermeister. Wie groß war der Respekt vor dem Amt?
„Ich habe sehr großen Respekt vor der Aufgabe als Bürgermeister von Teningen. Es ist eine Riesenaufgabe mit großer Verantwortung. Ich bin mit großem Wohlwollen in meinem neuen Amt aufgenommen worden. Manchmal muss ich mich schon zwicken. Ich trag nun eine große Verantwortung. Ein anderer Mensch bin ich deswegen aber nicht geworden.“
Ein Kritikpunkt an ihrem Vorgänger war dessen Amtsanführung. Gerüchten zufolge sei das Klima im Rathaus nicht das beste gewesen. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr? Wie interpretieren Sie ihre Rolle als Verwaltungschef?
„Ich fühle mich in der Verwaltung sehr gut aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mir kürzlich zu den ersten 100 Tagen mit einem großen Kuchen gratuliert. Das hat mich echt berührt. In meiner Rolle als Verwaltungschef sehe ich mich überwiegend in der Funktion des Dirigenten eines Orchesters. Das Orchester ist eingespielt, die Beschäftigten verstehen ihr Handwerk und haben ihr Musikinstrument gelernt und beherrschen es. Ich muss für Sie den richtigen Einsatz finden und den Takt vorgeben – und das in einem menschlichen Miteinander.“
Die ersten Gemeinderatssitzungen liegen hinter Ihnen. Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Gremium?
„Der Gemeinderat hat mich ebenfalls mit sehr viel Wohlwollen aufgenommen. Ich schätze die Meinungen und Expertise der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sehr. Sie sind mir wichtig um gute Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen. Als Vorsitzender des Gemeinderats sehe ich mich zu allererst in der Rolle des Moderators. Ich nehme ein sehr kooperatives Klima wahr.“
Viel Geld ausgeben kann Teningen derzeit nicht. Über Großprojekte wird im Gemeinderat derzeit nicht diskutiert.
„Ich habe die ersten 100 Tage natürlich genutzt, um mich in die vielen Projekte und Themen einzuarbeiten. Wir haben einiges vor der Brust – finanzielle Situation hin oder her. Diese bietet jedoch auch Chancen – nämlich mit Gemeinderat, Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und vielen weiteren Akteuren kreative Lösungen zu finden, die den Haushalt der Gemeinde weniger belasten.“
Die Kommunalpolitik ist eine eigene Welt. Als Neuling bringen Sie eine Sicht von außen mit hinein. Was finden Sie gut? Und bei welchen Themen ziehen Sie eher die Augenbrauen hoch? Haben Sie ihre Entscheidung, Bürgermeister zu werden, in den 100 Tagen schon einmal bereut?
„Die Verwaltung und die öffentliche Hand sind durch viele Rahmenbedingungen und Gesetze eingeschränkt. Das führt dazu, dass meines Erachtens mehr ‚Schleifen‘ gedreht werden als nötig. Dennoch hinterfragen wir uns ständig, effizient und schlank zu arbeiten. Das Amt des Bürgermeisters ist dabei eine spannende Aufgabe und eine echte Herausforderung in meinem Leben, der ich mich gerne stelle.“
Interview: Daniel Gorzalka / Foto: Rolf Stein, Gemeinde Teningen
