Teningens scheidender Bürgermeister Hagenacker leitete seine letzte Sitzung
Vongorzalka
Im Rathaus tagte am Dienstagabend der Teninger Gemeinderat. Für Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker, der dem Gremium 16 Jahre lang vorstand, war es die letzte Sitzung. Beim Abschied, dem immerhin 30 interessierte Bürger beiwohnten, erklangen dabei versöhnliche Worte.
Bei der Bürgermeisterwahl am 11. Mai war Hagenacker nach zwei Amtsperioden von der Bevölkerung abgewählt worden. Als Amtsinhaber holte er lediglich 29,72 Prozent der Stimmen, während Herausforderer Berthold Schuler auf 69,1 Prozent kam. Schon bald nach der Entscheidung kündigte der 54-jährige an, dass er auf eine offizielle Verabschiedung verzichten werde. „Es würde sich für mich nicht stimmig anfühlen“, begründete er im Rahmen der 50 Jahr-Feier der Gemeinde am 5. Juli diesen Entschluss öffentlich.
Ganz ohne Abschiedsworte wollte der Gemeinderat den scheidenden Bürgermeister dann doch nicht gehen lassen. Zum Ende der gestrigen Sitzung, die für Hagenacker die letzte war, ergriff Bürgermeister-Stellvertreter Dirk Kölblin das Wort. In den letzten zwei Jahren hatte der der Vize-Fraktionssprecher der Freien Wähler derjenigen Mehrheit im Rat angehört, die den Rathauschef öffentlich kritisierte. In seiner fünfminütigen Ansprache schlug Kölblin jedoch versöhnliche Töne an.
„Wir sind nun am Ende der letzten Sitzung unter Ihrer Leitung angelangt […] ein solches Ereignis ist – ganz unabhängig von der politischen Lage oder persönlichen Perspektiven – ein bedeutsamer Moment“, sagte er. Mit dem heutigen Tag gehe eine Phase zu Ende, in der Hagenacker über 16 Jahre hinweg Verantwortung für die Gemeinde Teningen übernommen und diese maßgeblich mitgeprägt habe. „Auch wenn der Weg nicht immer ein gemeinsamer war, so einte uns dennoch das Ziel, das Beste für die Gemeinde zu erreichen“, merkte Kölblin an.
Der Stellvertreter führte zahlreiche größere Projekte an, die „gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Verwaltung“ auf den Weg gebracht worden waren. Dabei nannte er unter anderem die Modernisierung des Schulwesens mit Konzentration der Sekundarstufe am Standort Teningen und der Generalsanierung der Schule in Köndringen, den Ausbau der Kita-Einrichtungen, die Sanierung des Rathauses, die Gründung der Nahwärme GmbH, den Neubau der Köndringer Halle oder den Erwerb des Werk A, für den der Ideenwettbewerb letzte Woche abgeschlossen wurde.
„Sie haben sich für diese Projekte und natürlich für alle anderen Belange der Gemeinde immer und zu jeder Zeit eingesetzt – auf neudeutsch sagt man 24/7”, so Kölblin. Im Namen der Gemeinde und des Gemeinderats dankte er dem scheidenden Bürgermeister „für den Einsatz und die Arbeit zum Wohl der Gemeinde“. In den Dank schloss er Hagenackers Ehefrau sowie die ganze Familie mit ein. „Sehr geehrter Bürgermeister, wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie für die kommende Zeit alles Gute – beruflich wie privat”, schloss er und übergab dem noch amtierenden Gemeindeoberhaupt einen Geschenkkorb.
Dass es in der letzten Sitzung doch noch eine kleine Abschiedsrede geben wird, kam für Hagenacker nicht überraschend. Im Vorfeld war dies so abgestimmt worden. Der scheidende Rathauschef selbst nutzte die Gelegenheit und hielt zum Schluss eine viertelstündige Ansprache. „Die Arbeit als Bürgermeister war für mich nie ein Job. Es war Berufung. Und es war mir eine Freude, dieses Amt ausfüllen zu dürfen. Ich durfte gestalten, begleiten, anstoßen, zuhören, entscheiden – oft im Kleinen, manchmal im Großen. Immer aber im Bewusstsein: Es geht um die Menschen. Um unser Zusammenleben hier in Teningen, Köndringen, Nimburg, Heimbach, Bottingen und Landeck”, lautete nur einer der vielen prägnanten Sätze.
Oder dieser hier: „Trotz aller Verwerfungen: auf sachlicher Ebene waren wir oft beisammen. Es ist uns gelungen, dass es nicht zum Stillstand kam. Im Gegenteil: Wir haben die Gemeinde weitergebracht […] Und: Wir haben solide gewirtschaftet. In einer Zeit, in der viele Kommunen bereits Kassenkredite aufnehmen müssen, ist unsere Gemeinde finanziell stabil”, merkte er an. „Ich gehe heute nicht mit Groll. Ich gehe wirklich in tiefer Dankbarkeit. Die Wahlniederlage ist akzeptiert. Sie ist auch ein Stückweit verkraftet. Die positiven Erfahrungen überwiegen. Die Begegnungen mit den Menschen, das Miteinander in vielen Momente und das Vertrauen, das ich über viele Jahre hinweg erfahren durfte, all das werde ich in meinem Herzen tragen”, sagte er weiter. Um 21.04 Uhr schloss Hagenacker seine letzte Sitzung, am kommenden Freitag um 19 Uhr wird sein Nachfolger Berthold Schuler als Bürgermeister vereidigt.