Vier Monate nach dem Abriss: Verein, der den Eichbergturm initiierte, löst sich auf und kritisiert die Stadt
Der Eichbergturm steht schon seit rund vier Monaten nicht mehr. Jetzt ist auch der zugehörige Verein bald Geschichte. In der Jahreshauptversammlung im Schlosskeller wurde vergangene Woche die Auflösung des Eichbergturmvereins zum 31. Dezember 2025 einstimmig beschlossen. Vorsitzender Werner Fischer und sein Stellvertreter Arno Uhlmann zogen ein letztes Mal Bilanz und sparten dabei nicht mit Kritik an der Stadt.
Die Tagesordnung in der letzten Versammlung war schnell abgearbeitet. Nach der Gedenkminute für die verstorbenen Mitglieder, unter anderem für den großzügigen Spender und Unterstützer Peter Jordt (Fischer: „Ohne ihn wäre der Turm nie gebaut worden!“), legte Kassierer Stefan Holzer die Finanzen des Vereins für die Geschäftsjahre 2024 und 2025 offen. „Das waren zwei Jahre, die fast nur von Ausgaben geprägt waren“, bilanzierte Holzer. Trotz Turmsperrung seien 2024 noch 3.400 Euro in die Sanierung geflossen. Das Geld sei für die Web-Cam verwendet worden. Ende Oktober des Jahres belief sich das Vereinsvermögen auf rund 10.000 Euro, das nach einstimmigem Beschluss der Versammlung jetzt dem Förderverein Aussichtsturm Hünersedel in Freiamt gespendet werden soll. Damit werde der Satzungszweck erfüllt. Ansonsten wäre das Geld nach der Vereinsauflösung an die Stadt gegangen. Nachdem Hans Deger und Günter Mößner die ordnungsgemäße Kassenführung für die beiden Jahre bestätigt hatten, wurden Kassierer und Vorstandschaft einstimmig entlastet. Vereinsmitglied und Alt-OB Ulrich Niemann führte die Entlastung durch, lobte den Verein für die gute Arbeit und brachte sein Unverständnis zum Ausdruck: „Manchmal wache ich nachts auf und denke, dass kann alles gar nicht wahr sein, was da passiert ist. Das ist nicht zu begreifen. Warum hat der Stadtrat den realistischen Sanierungsvorschlag, der durchfinanziert war, abgelehnt?“
Auch der Tätigkeitsbericht für die Jahre 2024 und 2025 fiel sehr kurz aus. „Der Turm war seit Sommer 2023 gesperrt, da gibt`s nicht mehr viel zu berichten. Wir haben nur noch eine Baumpflanzaktion durchgeführt“, so Uhlmann, der die Gelegenheit nutzte, um der Versammlung seine Gedanken zur Vereinsauflösung mitzuteilen. Der Turm sei ein Musterbeispiel an gemeinschaftlichem Engagement zum Wohle und zur Freude aller gewesen, stellte er den unbedingten Willen der Stadt das Wahrzeichen zu erhalten und zu sanieren sowie den letztendlichen Abriss in Frage. „Die Verwaltung konterte mit immer mehr und immer teureren Gutachten, um zu zeigen, wie schlecht es um den Turm stand. Es wurde nur nach Fehlern, aber nie nach Lösungen gesucht“, verstand Uhlmann auch nicht, warum der praktikable Sanierungsvorschlag des Vereins nicht aufgegriffen und weiterverfolgt wurde. Statt über die verschiedenen Sanierungsvarianten nachzudenken und die Beste davon auszuwählen sei der Turm – eine öffentliche Einrichtung mit einem Millionenwert – einfach nur gesperrt und dann abgerissen worden, vermisste er auch ein Veto des Stadtrats. „Die Entscheidung für den Abriss wurde wahrscheinlich allein von der Verwaltung getroffen“, kritisierte er darüber hinaus das rüde Verhalten von OB und Verwaltung gegenüber den Vereinsvertretern, wie den unsachgemäßen Abriss des Wahrzeichens, bei dem der zugesicherte Erhalt der noch verwendbaren Teile außer Acht gelassen worden sei. Nichtsdestotrotz könne der Verein stolz auf sich sein und müsse das Ganze nicht als Niederlage sehen. „Wir vom Verein, und viele Helfer haben gezeigt, wie engagierte Bürger aus eigener Kraft und mit viel Herzblut der Stadt und den Bürgern ein wunderbares Werk errichtet haben, durch das in rund 20 Jahren Hunderttausende Menschen die Schönheit unserer Heimat von oben bewundern konnten“, so der scheidende zweite Vorsitzende.
In den letzten Wochen sei sehr viel über den Abriss des Turms diskutiert worden, pflichtete Fischer den Aussagen seines Stellvertreters bei. „Leider sind unsere Vorschläge von der Stadt nicht angenommen worden und viel schlimmer noch, bei der letzten Besprechung sind wir vom OB regelrecht vorgeführt worden“, redete der Vorsitzende Klartext. „Ich glaube kaum, dass man uns vorwerfen kann, dass wir nicht alles für den Erhalt des Turms getan haben“, führte er aus. In den letzten 20 Jahren habe der Verein 85.000 Euro in den Erhalt und die Sanierung des Turms investiert, schloss Fischer mit den positiven Erinnerungen an die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Turms im Schlosskeller. Erinnerungen an bessere Zeiten wurden auch bei der Vorführung der filmischen Bildergalerie aus den letzten zwei Turm-Jahrzehnten wach, die im Rahmen der Versammlung gezeigt wurde. Thomas Gaess

