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Rund 250 Geschichtsinteressierte trafen sich zum Gang zu drei historischen Gebäudeensembles. Foto: Johannes Vogel

Spannende Zeitreise in die Vergangenheit – Tag des offenen Denkmals: Großes Interesse an Entdeckungstouren zu historischer Bebauung

Endingen (vj). Zum Tag des offenen Denkmals, der diesmal unter dem Thema „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ durchgeführt wurde, erlebten rund 250 Teilnehmer bei drei vom örtlichen Geschichtsverein angebotenen Führungen eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit.

Michael Formella, Vorsitzender des Geschichtsvereins, sowie die beiden Städtli- und Gästeführer Lothar Mergele und Hans-Peter Linder freuten sich, dass trotz dunkler Regenwolken am Himmel so viele Interessenten um 11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr zum Treffpunkt Marktplatz gekommen waren, darunter auch zahlreiche Besucher aus Nachbarorten. Sie alle waren begeistert vom geschichtlichen Wissensschatz, den ihnen die drei ehrenamtlichen Führer an den drei Stationen beim Altstadt-Rundgang vermittelten.

Wallfahrtskirche St. Martin

Die Exkursion begann im Unteren Hof in Nähe der romanischen Wallfahrtskirche St. Martin, die seinerzeit unter Regie des Klosters Einsiedeln in Oberendingen mit dem weithin sichtbaren, 39 Meter hohen romanischen Kirchturm aus Steinen der Koliburg 1180 gebaut wurde und als Filialkirche der gleichnamigen Martins-Kirche in Riegel diente. Faszinierend für alle Beteiligten war der Gang durch das enge Hofgässli als Zugang zum Oberen Hof mit einem ebenfalls historisch wertvollen Gebäudeensemble, so dem ehmaligen Sikristenhaus, das schon viele Umnutzungen erlebt hat, als Armen- und Mesnerhaus, als Herberge und als Teil des Bauhofs. In ihm befinden sich heute fünf Wohnungen, der Grundstein des Gebäudes ist auf das Jahr 1200 datiert. In der Nähe steht auch ein weiteres mittelalterliches Gehöft, neben diesem das Gasthaus „Adler“, heute besser bekannt als Schindlers Ratsstube. Auch erläutert wurde das kleine Wohn- und Gewerbehaus auf dem Hof 36, in dem heute eine Geigenbaumeisterin eine kleine Werkstatt hat, die man ebenfalls besichtigen konnte. In diesem Bereich findet sich schließlich das Elternhaus von Karl Daubmann.

Schlosserei Bensel

Nicht unerwähnt blieben die mächtigen Gebäude, einmal die frühere Schlosserei Bensel mit gigantisch großem Innenhof, deren heutige Inhaber Manfred und Regina Müller daraus ein echtes Schmuckstück geschaffen haben, und daneben die mächtige Kornhalle aus dem Jahre 1617 mit dem gotischen Staffelgiebel auf dem höchsten Punkt des Marktplatzes. Das dreigeschossige Gebäude diente ursprünglich als Lager- und Verkaufsplatz von Getreide und ist nach originalgetreuem Umbau heute das Rathaus.

Zur zweiten Station traf man sich vor dem stadtprägenden Barockhaus im Einmündungsbereich Haupt-/Ritterstraße, welches in der vorderösterreichischen Phase Endingens erbaut wurde. Es wird vermutet, dass der unbekannte Erbauer ein Schüler von Johann Christian Wentzinger war, der ein ähnliches Gebäude am Freiburger Münsterplatz errichten ließ. Nicht zu übersehen ist an diesem barocken Juwel die Marienstatue. Seit 1843 befindet sich darin die traditionsreiche Stadtapotheke, deren Eigentümer bis heute die Familie Schött ist.

Peterskirchplatz und Totenkinzig

Dritte Station war dann der Bereich Peterskirchplatz und Totenkinzig. Dort steht die um 1200 durch das Kloster Einsiedeln in Unterendingen im romanischen Stil erbaute St.-Peters-Kirche mit dem 48 Meter hohen gotischen Turm sowie das nördlich gelegene Beinhaus aus dem Jahre 1481 – Zeugen christlicher Vergangenheit der Pfarrei, heute als Gemeindehaus genutzt. Nicht geklärt ist, ob hier ein Friedhof rund um das Gotteshaus oder die Pest namensgebendZAZA für den Bereich der Totenkinzig waren. 1348 soll hier die Pest besonders stark gewütet haben; bestaunen kann man den einst errichteten Peststein noch heute neben der Kirche. Eine Besonderheit sind hier die auffallenden Höhenunterschiede, so etwa zum Wohnhaus Konrad Schmieder, wo sich das Frongebiet des Klosters Andlau befand.

Großer Beifall am Schluss der Führungen war die Reverenz der Geführten an die Fachkompetenz, die Michael Formella, Lothar Mergele und Hans-Peter Linder mit ihren Ausführungen zum Ausdruck brachten.