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Auf dem Gnadenhöfle…

… Adventsglühen um die Notfall-OP der Stute Angel zu finanzieren

Müllheim-Dattingen. Zum Jahresende zeigt sich das Wetter oft von seiner grauen und tristen Seite. Umso gemütlicher lässt es sich dann um ein Lagerfeuer zusammensitzen. Das finden auch die Tiere des Gnadenhöfle in Müllheim. Dort genießen eine Handvoll Hühner und Katzen nachmittags sichtlich die Wärme der flackernden Flammen. Beim Adventsglühen am 13. Dezember werden von 14 Uhr bis 21 Uhr gleich mehrere Feuertonnen bereitstehen. Auf dem seit 2015 liebevoll geführten „Gnadenhöfle“, das eine Fläche von fünf Hektar umfasst, leben aktuell etwa 150 Tiere. Sie alle haben hier ein neues, artgerechtes Zuhause gefunden. Die Betriebsleiter Rebecca Benz und Patrick Ohme werden von 35 ehrenamtlichen Helfern und Vereinsmitgliedern unterstützt. Gegründet wurde der Verein 2020. Mit dabei ist auch Heike Wannemacher, die fast täglich auf dem Hof mitanpackt. Ihre kleine Führung beginnt bei einem Bauwagen, der zu einem Hühnerstall umfunktioniert wurde. An diesen ist ein großer Hühnerauslauf angeschlossen. Dort tummeln sich Lohmann-Hühner, Lachshühner, weiße Seidenhähne, Puten und Tauben. Wannemacher erklärt, dass Lohmann-Hühner speziell dafür gezüchtet wurden, wenig Futter zu benötigen und viele Eier zu legen. Entsprechend seien sie bis zur Ausstallung nach etwa 14 Monaten in der Regel so ausgemergelt, dass sie nicht einmal mehr als Suppenhuhn infrage kämen, sondern entsorgt würden. Vereine wie „Rettet das Huhn“ retten und vermitteln jährlich Hühner, beispielsweise an das Gnadenhöfle. „Hier dürfen die Tiere einfach sein. Hühner kann man auch immer kuscheln, das mögen sie“, lächelt die 52-Jährige und nimmt eines der flauschigen Tiere in den Arm. Hinter dem Hühnerauslauf ist der Bereich der geretteten (Martins-)Gänse. Dort gibt es sogar einen kleinen Teich. Auch die kuschelfreundlichen Pferde, Esel und Mulis freuen sich über Besuch und fordern prompt Streicheleinheiten ein. Schimmel Sweet stammt ursprünglich aus einer Beschlagnahmung und fand über das Veterinäramt ihren Weg auf das Gnadenhöfle. An ihrer Seite folgt Fohlen Mariposa, das dem ungarischen Sportpferd bisher nur durch die blauen Augen gleicht, denn sein Fell ist noch braun. Mit jedem Fellwechsel wird es heller werden, weiß Wannemacher. Ebenfalls aus einer Beschlagnahmung stamme die Stute Angel, für deren Tierarztkosten infolge einer Kolik die Einnahmen des Adventsglühens bestimmt sind. Leider könne sie am 13. Dezember noch nicht wieder vor Ort sein. Die Ziegen und Schafe sind während der kalten Jahreszeit im Stall untergebracht.
„Am liebsten bin ich bei den Kühen“, verrät die ehrenamtliche Helferin. „Wenn man eine Kuh kennt und eine Beziehung zu ihr aufgebaut hat, kann man sich im Sommer einfach zu ihr auf die Weide legen und lesen.“ Außerdem seien Kühe sehr soziale Tiere. „Wenn hier nur ein Huhn stirbt, bekommen die Kühe das mit, stehen alle da und muhen“, ergänzt sie. Von April bis Oktober bietet das Gnadenhöfle, jeweils am ersten Sonntag im Monat, dem Besuchersonntag, eine anderthalbstündige Führung an. Dabei werde auch Aufklärungsarbeit im Bereich der Tierhaltung geleistet. Mit Blick auf den verschmusten Ochsen Eugen erzählt Wannemacher von einem Landwirt, der Fleischviehhaltung betreibt, aber einmal ein Tier ins Glück schicken wollte. Es sei nicht einfach für Landwirte, da es den Tieren einerseits gut gehen soll, andererseits wollen sie natürlich auch etwas verdienen – ein zweischneidiges Schwert.
Tierpatenschaften beim Gnadenhöfle in Müllheim beginnen ab 5 Euro, außerdem gibt es die Möglichkeit, Förder- oder aktives Mitglied zu werden. Beim Adventsglühen soll es Glühwein, Kaffee, Kuchen, Suppenspecials, Schupfnudeln und weitere Verkaufsstände geben. Das Team des Gnadenhöfle freut sich über zahlreiche Besucher. Jessica Maier