Denzlinger Historiker Dieter Geuenich erhält das Bundesverdienstkreuz
Besondere Ehrung am vergangenen Freitag im Rocca-Saal: Marion Gentges, Landesministerin der Justiz und für Migration, zeichnete den Denzlinger Historiker Prof. Dr. Dieter Geuenich für seine besonderen Verdienste im Ehrenamt mit dem Bundesverdienstkreuz aus.
Musikalisch festlich umrahmt wurde die Feier durch den Frauenchor „Vocanell“ unter der Leitung von Petronella Rußer-Grüning. Bürgermeister Markus Hollemann begrüßte als eine seiner letzten Amtshandlungen zunächst die geladenen Gäste. Darunter waren unter anderem auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Johannes Fechner und der Erste Landesbeamte, Hinrich Ohlenroth. Anschließend gab er der Ministerin das Wort, die eine lange Liste ehrenvoller Tätigkeiten und Verdienste von Dieter Geuenich dabei hatte.
Weitere Auszeichnungen
Bereits vor zehn Jahren hatte er die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für seine Verdienste im Ehrenamt bekommen sowie zuletzt auch den Denzlinger Kulturpreis. Die Ministerin erinnerte an diese Auszeichnungen und ließ zunächst den Werdegang des Wahldenzlingers Dieter Geuenich Revue passieren.
Das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sei 1951 durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet worden. Es werde verliehen für „Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt.“ „Geehrt werden also Persönlichkeiten, die ihr Wirken in herausragender Weise in den Dienst der Gesellschaft gestellt haben“, fügte Ministerin Gentges hinzu und zählte einige Lebensstationen des in Honnef am Mittelrhein geborenen Geehrten auf.
Ein Botschafter für die Denkmalpflege
Nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theologie in Bonn folgte 1972 die Promotion in Münster und bereits 1973 Habilitation an der Universität Freiburg, wo er bis 1987 Professor für Geschichte des Mittelalters war. Nach einem Aufenthalt als Gastdozent am Deutschen Historischen Institut in Rom folgte Geuenich 1988 dem Ruf auf den Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte der Universität in Duisburg, den er bis zu seiner Emeritierung 2008 innehatte. Wohnhaft mit seiner Familie blieb er jedoch seit seiner Zeit an der Universität Freiburg in Denzlingen. Hier habe er seine „unglaubliche Schaffenskraft“ und „rheinische Frohnatur … in besonders herausragender Weise eingebracht.“ „Sie sind ein hoch angesehener Bürger, der seine vielfältigen Talente aktiv in die Gestaltung der Gemeinde und der Region einbringt“, betonte die Laudatorin und zählte exemplarisch einige Tätigkeiten Geuenichs auf.
Geuenich sei „ehrenamtlicher Botschafter für die Belange der Denkmalpflege“. In diesem Zusammenhang nannte Ministerin Gentges die historische Erforschung und Ausgrabung auf dem Mauracher Berg, die auf seine Initiative zurückgehe. Auch die Grabungen um die St.-Michael-Kirche, dem wahrscheinlich ältesten Sakralbau Denzlingens, habe Geuenich angeregt. Durch die Nutzung als Vortragssaal sei in den Kirchenbau infolge wieder kulturelles Leben eingekehrt.
Ortschronik von Denzlingen
Nicht unerwähnt blieben in der Laudatio Vorträge an der Volkshochschule, außerdem die Initiierung von Informationstafeln für historische Stätten in Denzlingen. 1983 verfasste er anlässlich der 1.000-Jahrfeier Denzlingens die Chronik „Denzlingen, eine alemannische Siedlung im Breisgau“. Im Jahr 2009 und 2013 gab er zudem zusammen mit Dieter Ohmberger eine Ortschronik der Gemeinde Denzlingen in zwei Bänden mit insgesamt 700 Seiten heraus. Dieses Werk habe das Identitätsgefühl der Denzlinger Bürger wesentlich gestärkt. Weit über Denzlingen hinaus habe er sich intensiv für die Erforschung des historischen Breisgaus engagiert.
Die Vielseitigkeit seines Engagements als Wissenschaftler und als Bürger Denzlingens sei bewundernswert. So habe er 2003 den gemeinnützigen Verein „Arbeitskreis der kulturellen Vereine in Denzlingen“ (AKVD) gegründet. Bis 2015 war er dessen Vorsitzender. Die „Denzlinger Kulturwoche“ sei zu einer festen Institution dieser Gemeinde geworden. Als katholischer Christ sei ihm der alljährliche ökumenische Gottesdienst am Pfingstmontag in der Ruine St. Severin ein ganz besonderes Anliegen. Wie kaum ein anderer vermöge er „Geschichte lebendig zu machen und die Zuhörerinnen und Zuhörer im Bewusstsein ihrer eigenen Vergangenheit zu faszinieren.“
Gesellschaftlich und kulturell für Denzlingen engagiert
Auch Geuenichs Mitwirkung im Gemeinderat von 2019 bis 2022 erwähnte Ministerin Gentges. So setze sich der Geehrte „für die Gesellschaft in einem Maße ein, das als außerordentlich zu bezeichnen ist“, betonte die Laudatorin. Anschließend überreichte sie ihm das Bundesverdienstkreuz und gratulierte dabei auch im Namen des Ministerpräsidenten. Dank sagte sie mit Blumen zugleich Dieter Geuenichs Frau Irene für ihre tatkräftige Unterstützung. Grüße und Glückwünsche für den verhinderten Landrat, Hanno Hurth, überbrachte der Erste Landesbeamte Hinrich Ohlenroth.
Zuletzt dankte der Geehrte selbst für die unverhoffte Auszeichnung. „Erschrocken“ sei er mit Blick auf die Laudatio „über die eigene Größe“. Dabei dankte er zahlreichen Personen in Denzlingen, von denen er über viele Jahre Hilfe erfahren habe. Somit würden auch sie mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Als Initiator zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes outete sich dann Prof. Guntram Kommerell. Er hatte mit Geuenichs Freundeskreis diese hohe Auszeichnung als besonders angemessen erachtet und deshalb in die Wege geleitet. Auf gewohnt originelle Weise lobte schließlich der frühere Rektor der Denzlinger Realschule, Ronald Holzmann, Geuenichs Verdienste mit einem selbst verfassten Gedicht „als wär’s von Eugen Roth“. Helmut Gall
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